Antihormonelle Therapie bei Brustkrebs: Beschwerden wie in den Wechseljahren

Platt von den Nebenwirkungen: Eine antihormonelle Therapie setzt vor allem jungen Frauen mit hormonabhängigem Brustkrebs zu
Brustkrebs ist heute zu über 80 Prozent heilbar. Eine gute Prognose haben Frauen mit hormonabhängigen Brusttumoren, die etwa zwei Dritte aller Brustkrebsfälle ausmachen. Anders als beim triple-negativen Mammakarzinom gibt es hierfür spezifische Therapien. Mit Tamoxifen steht seit über 30 Jahren ein antihormonelles Medikament zur Verfügung. Der Wirkstoff blockiert die Bindungsstellen für Hormone, so dass diese dort ihre wachstumsfördernde Wirkung nicht entfalten können.
Aromatasehemmer hemmen Krebswachstum
Eine weitere antihormonelle Therapie sind sogenannte Aromatasehemmer. Sie sorgen dafür, dass das Hormon Östrogen erst gar nicht mehr gebildet wird. Trotz unterschiedlicher Mechanismen: Beide Wirkstoffgruppen hemmen das Wachstum der hormonabhängigen Brusttumoren. Welche Therapie in Frage kommt, hängt unter anderem vom Menopausen-Status, dem Rückfallrisiko und den Nebenwirkungen der einzelnen Substanzen ab.
Zwar gelten antihormonelle Therapien nebenwirkungsärmer als Chemotherapien, dennoch kommt es zu unangenehmen Begleiterscheinungen.
Durch die medikamentöse Unterdrückung der Hormone, sind viele Frauen plötzlich mit typischen Begleiterscheinungen der Wechseljahre konfrontiert: Hitzewallungen, Schwitzen, trockene Schleimhäute, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Zyklusstörungen und Gewichtszunahme. Auch auf die Sexualität kann sich die Therapie auswirken.
Mit Anfang 30 schon so gut wie in den Wechseljahren
„Gerade jüngere Frauen, für die die Wechseljahre zeitlich noch in weiter Ferne sind, empfinden das häufig als erhebliche Belastung“, sagt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).
Unter einer Behandlung mit Aromatasehemmern kann es außerdem zu Beschwerden in Muskeln und Gelenken und einer Abnahme der Knochendichte kommen. Osteoporose und Knochenbrüche können die Folge sein.
Um die Nebenwirkungen zu lindern, rät die Expertin grundsätzlich zu Sport und Bewegung sowie zu einer gesunden Ernährung. Yoga und Entspannungsübungen verbesserten außerdem auch das psychische Befinden.
Hormonhaltigen Präparate sind tabu
Von Hormonpflastern oder hormonhaltigen Präparaten zum Einnehmen, die für gesunde Frauen mit starken Problemen in den Wechseljahren eine Option darstellen, rät die Expertin Frauen mit hormonabhängigem Brustkrebs dringend ab. „Zu groß ist das Risiko für einen Rückfall." Vorsicht sei auch bei pflanzlichen Mitteln geboten. Produkte, die zum Beispiel auf der Basis von Soja oder Rotklee hergestellt werden, enthalten Substanzen, die dem weiblichen Hormon Östrogen sehr ähnlich sind. Experten schließen daher nicht aus, dass sie in höheren Dosen die Effektivität der antihormonellen Therapie verringern könnten.
Eine antihormonelle Therapie wird laut Leitlinien für fünf Jahre gegeben, in manchen Fällen auch bis zu zehn Jahre. Das ist eine sehr lange Zeit, gerade für Frauen mit Kinderwunsch. „Sind die Belastungen bei einer Therapie, die über die fünf Jahre hinausgeht, zu groß, kann nach Abwägung des individuellen Rückfallrisikos eine verkürzte Therapiedauer in Erwägung gezogen werden", so Weg-Remers. Aber: Frauen sollten nicht auf eigene Faust zu agieren, sondern gemeinsam mit dem Arzt zu prüfen, was konkret gegen die Beschwerden getan werden kann.
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