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Labore melden erheblichen Rückstau bei Corona-Tests

Mittwoch, 26. August 2020 – Autor:
Die Corontests für Reiserückkehrer sollen nach Ende der Sommersaison fallen. Die Labore sind indes jetzt schon kurz vor dem Limit. Bis Dienstag gab es einen Rückstau von über 25.000 Tests.
Obwohl Labore mit PCR-Tests am Limit sind, bleibt der Verkauf von Selbsttests in Apotheken verboten

Obwohl Labore mit PCR-Tests am Limit sind, bleibt der Verkauf von Selbsttests in Apotheken verboten – Foto: ©jarun011 - stock.adobe.com

Verpflichtende Corona-Tests für Reiserückkehrer aus Risikogebieten soll es nach dem Willen der Gesundheitsminister von Bund und Ländern nach dem Ende der Sommerreisesaison nicht mehr geben. Stattdessen soll für Rückkehrer aus Risikogebieten wieder eine Quarantänepflicht gelten. Außerdem sollen die kostenlosen Corona-Tests für Urlauber bei der Einreise nach Deutschland abgeschafft werden. Die neue Regelung tritt vermutlich Mitte September in Kraft. Dann sind in allen 16 Bundesländern die Sommerferien zu Ende.

Quarantäne statt Test am Flughafen

Nach der Verlautbarung der Schaltkonferenz zwischen Gesundheitsminister Jens Spahn und den Gesundheitsministern der Länder gilt dann für Reiserückkehrer aus Risikogebieten wieder eine Quarantänepflicht von 14 Tagen. Die kann auf 5 Tage verkürzt werden, wenn ein negatives Testergebnis vorgelegt wird.

Labore am Limit

Der Verband der Akkreditierten Labore in der Medizin – ALM meldet unterdessen einen drastischen Anstieg der SARS-CoV-2-PCR-Tests in der vergangenen Woche. Demnach führten die Labore 889.815 PCR-Tests durch – eine Steigerung von 17 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Insbesondere übers Wochenende kam es zu einem erheblichen Rückstau: 25.327 Test konnten nicht in der üblichen Zeit ausgewertet werden. Die Zahl der bestätigten Corona-Fälle blieb mit 0,9 Prozent annähernd gleich.

Bundesweit liegt die verfügbare Testkapazität für die laufende Woche bei 1.064.000 PCR-Tests. Theoretisch ist also noch ein kleiner Puffer drin. Die Auslastung der Labore ist regional jedoch sehr unterschiedlich. Im Bundesdurchschnitt beträgt sie 85 Prozent, in einigen ist die Kapazitätsgrenze jedoch bereits überschritten.

„Die Testanforderungen übersteigen in vielen Laboren bereits die rationierten Liefermengen an Reagenz- und Verbrauchsmaterialien“, reklamiert ALM-Vorstand Prof. Jan Kramer. „Es kann doch nicht sein, dass wir sehenden Auges auf eine Notsituation zusteuern. Bund und Länder sollten den Impuls aus der Gesundheitsministerkonferenz aufnehmen und unmittelbar reagieren!“

Eine Lösung für die dramatische Situation hatte Prof. Christian Drosten ins Spiel gebracht. Der Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité hatte vorgeschlagen, die Corona-Testung an den Flughäfen einzustellen. Statt zahlreiche symptomlose Reiserückkehrer zu testen sei es besser, sich vorerst auf Personen mit Covid-19-Symptomen zu konzentrieren.

Apotheken dürfen Selbsttests nicht verkaufen

Eine andere Lösung wären Selbsttests für zu Hause. Die Antigen-Tests funktionieren ähnlich wie ein Schwangerschaftstest. Das Ergebnis liegt innerhalb von 30 Minuten vor. Doch Apotheken dürfen diese Tests nicht verkaufen, angeblich weil sie weniger genaue Testergebnisse liefern. So fischen diese Tests etwa 85 Prozent der Infizierten heraus, die PCR-Tests dagegen über 99 Prozent.

Der Virologe und Epidemiologe Prof. Alexander Kekulé kritisiert das Verbot scharf. Aus epidemiologischer Sicht sei es besser, mehr Tests mit einer geringeren Spezifizität durchzuführen als weniger genaue, erklärte er in seinem MDR-Podcast. Das habe unter anderem gerade eine Arbeit aus Harvard gezeigt.

Foto: © Adobe Stock/arun011

Hauptkategorien: Corona , Medizin , Gesundheitspolitik
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