Kopfschmerz häufig schmerzmittelinduziert

30 bis 40 Prozent aller Kopfschmerzformen gelten als schmerzmittelinduziert
Etwa acht Millionen Menschen in Deutschland leiden an wiederkehrendem Kopfschmerz. Diese Patientengruppe konsumiert rund 85 Prozent aller verkauften Schmerzmittel, die meisten davon gibt es rezeptfrei in der Apotheke. Langfristig in zu hohen Dosen eingenommen, können sie den Kopfschmerz jedoch verschlimmern. Das heißt: Der ursprüngliche Kopfschmerz – sei es Migräne oder Spannungskopfschmerz – wird von einem neuen Kopfschmerz überlagert, was einen Teufelskreis aus mehr Kopfschmerz- oder Migräneattacken und steigendem Schmerzmittelkonsum in Gang setzt. Ärzte nennen das Phänomen „schmerzmittelinduzierter Kopfschmerz.“
Zu viele Schmerzmittel chronifizieren den Kopfschmerz
Experten schätzen, dass etwa 30 bis 40 Prozent aller Kopfschmerzformen durch übermäßigen Gebrauch von Schmerzmedikamenten hervorgerufen werden. Zu den häufigsten Auslösern gehören die Schmerzmittel Acetylsalicylsäure (Aspirin), Paracetamol und Ibuprofen, ebenso das überholte Migränemittel Ergotamin. Wie es genau zu schmerzmittelinduziertem Kopfschmerz kommt, ist bislang nicht vollständig aufgeklärt. Laut Deutscher Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) spielen neurobiologische Prozesse der Schmerzverarbeitung, aber auch psychologische Faktoren eine wichtige Rolle.
Triptane führen schneller zu schmerzmittelinduziertem Kopfschmerz
Nach Auskunft der Experten sind grundsätzlich alle Patienten, die an einer primären Kopfschmerz Erkrankung leiden, gefährdet, einen schmerzmittelinduzierten Kopfschmerz zu entwickeln – wenn sie zu häufig Gebrauch von Schmerzmitteln machen. Als Faustregel gilt: Patienten, die an mehr als 15 Tagen im Monat ein einfaches Schmerzmittel wie Aspirin, Ibuprofen oder Paracetamol einnehmen, laufen Gefahr, so einen Kopfschmerz zu entwickeln. Bei Triptanen gegen Migräne ist sogar schon ab zehn Tagen pro Monat Vorsicht geboten. Triptanen wird ein besonders schneller Lerneffekt des Gehirns nachgesagt. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Migränemittel früher und bereits in geringeren Dosierungen als andere Substanzen zur Entwicklung eines schmerzmittelinduzierten Kopfschmerzes führen.
Der Entzug von Schmerzmitteln ist oft bitter
Ob ein schmerzmittelinduzierter Kopfschmerz vorliegt, kann der Arzt nur durch eine ausführliche Befragung herausfinden. Wer dauerhaft die empfohlene Tagesdosis überschreitet und mehr als 15 Tage pro Monat an Kopfschmerzen leidet, ist wahrscheinlich von dem Phänomen betroffen. Die effektivste Therapie dagegen ist der Medikamentenentzug. Den Schmerzexperten zufolge kann sich dadurch der Kopfschmerz in den ersten zwei Wochen zwar deutlich verschlimmern. Zudem kann es zu Übelkeit, Abgeschlagenheit einhergehen, innerer Unruhe, vermehrtem Schwitzen oder Herzklopfen kommen. „Meist klingen diese Symptome jedoch innerhalb von Tagen ab und die Patienten verspüren eine deutliche Besserung“, so die DMKG-Experten. Neben dem Entzug kann auch eine Prophylaxe zum Beispiel mit Botox durchgeführt werden. Botox ist gegen chronische Migräne zugelassen, hat sich aber auch in vielen Fällen bei der Entzugstherapie von schmerzmittelinduziertem Kopfschmerz bewährt. Zudem raten Schmerzexperten ihren Patienten, Sport zu treiben und Entspannungsübungen in den Alltag zu integrieren.
Schmerzkliniken bieten spezielle Entzugstherapien mit einer Entgiftung und psychologischer Betreuung an. Die Entzugstherapie erfolgt meist ambulant, kann aber in bestimmten Fällen auch stationär oder in einer Tagesklinik durchgeführt werden.
„Die wichtigste Botschaft ist, dass ein Medikamentenübergebrauchskopfschmerz gut und erfolgreich behandelt werden kann“, sagt die DMKG. Bei 80 Prozent aller Patienten, die es schafften, die ständige Einnahme von Schmerzmitteln zu beenden, bessere sich der Kopfschmerz ganz erheblich. Es blieben dann nur noch einzelne Kopfschmerzattacken des ursprünglichen Kopfschmerzes zurück. Hierfür sei die Einnahme von Schmerzmitteln wieder erlaubt.
Foto: Bayer Healthcare