Im Wedding entsteht eine hochmoderne Biobank
Um molekulare Ursachen von Krankheiten zu erforschen, benötigen Wissenschaftler geeignete Biomaterialen wie Blut, Urin und Gewebeproben, aber auch die korrespondierenden Behandlungsdaten der Patienten. Derartige Materialen werden in Biobanken unter kontrollierten und qualitativ gesicherten Bedingungen gesammelt, gelagert und ausgewertet.
In Berlin erreichten nun das Berliner Institut für Gesundheitsforschung/Berlin Institute of Health (BIH) und die Charité genau so eine Biobank für Forschungszwecke. Mit einer Kapazität von mehr als zwei Millionen Proben wird sie eine der größten Biobanken Deutschlands sein. Das Gebäude am Standort Charité Campus Virchow-Klinikum soll im April 2016 nach gut einjähriger Bauzeit fertiggestellt sein und wird rund 2,9 Millionen Euro kosten.
Lagerung bei bis zu minus 196 Grad möglich
„Besonderes Kennzeichen der neuen Biobank sind die vielfältigen Lagerungsmöglichkeiten“, erklärte Prof. Michael Hummel, Leiter der BIH-Biobank der Charité beim Richtfest am Mittwoch. So wird etwa ein automatisiertes Tiefkühllager rund eine Million Proben bei minus 80 Grad Celsius lagern. Zudem können mindestens eine weitere Million Proben auch in flüssigem Stickstoff bei bis zu minus 196 Grad Celsius in der neuen BIH-Biobank aufgenommen werden. Neben den Lagern für die Proben verfügt die BIH-Biobank auch über Büros und Labore zur Verarbeitung und Analyse der Proben: „Wir verstehen uns als Dienstleister für die Forschung“, sagt Hummel, „und koordinieren auch Prozesse und unterstützen die Analyse der Biomaterialien.“
Bioproben aus der Krankenversorgung und klinischen Forschung
Das Berliner Institut für Gesundheitsforschung betreibt am Campus Buch noch eine weitere Biobank. Dort werden schwerpunktmäßig flüssige Proben von großen Patientenkohorten langfristig aufbewahrt. In der neuen Biobank an der Charité werden dagegen vor allem Biomaterialien aus der Krankenversorgung und klinischen Forschung gesammelt und gelagert. Aus Datenschutzgründen werden sämtliche Daten doppelt pseudonymisiert, was laut Hummel eine namentliche Re-Identifizierung der Patienten und Probanden unmöglich macht.
Berlins Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres lobte den Neubau als enorm wichtigen Schritt für das Institut für Gesundheitsforschung und damit für Berlin. „Die Anwendung von aktuellen und zukünftigen Technologien bei Biomaterialien eröffnet neues Potenzial für die translationale Forschung“, sagte sie bei den Feierlichkeiten am Mittwoch. Mittels neuer Technologien und qualitativ hochwertigen Biomaterialien könnten Biomarker identifiziert und neues Wissen um Entstehung und Entwicklung von Krankheiten generiert werden. Dies stelle entscheidende Weichen für die personalisierte Medizin.
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