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Der Amerikaner Timothy Ray Brown, der damals in Berlin lebte, hatte sich 1995 mit HIV infiziert. Dazu erkrankte er auch noch an Leukämie. Im Jahr 2006 erhielt er an der Charité eine innovative Stammzelltherapie. Bei einer Knochenmarkstransplantation wurden ihm Stammzellen von einem Spender übertragen, bei dem aufgrund einer seltenen Mutation ein bestimmter Korezeptor (CCR5) fehlte, der für die Infektion mit HIV notwendig ist. Das Ergebnis: Der Mann war von Leukämie geheilt und seitdem auch bei allen Tests HIV-negativ.
Berliner Patient: eine Geschichte, die Hoffnung macht
Browns Geschichte ging 2008 durch die Medien. Als "Berliner Patient" machte er HIV-Infizierten auf der ganzen Welt Hoffnung, dass eine Heilung prinzipiell möglich sei. Wenn es gelänge, durch eine Gentherapie die eigenen Zellen eines HIV-Infizierten so zu verändern, dass ihnen ebenfalls der Korezeptor CCR5 fehlte, könnte das langfristig Heilung bedeuten. Allerdings kamen zwischendurch Zweifel an Browns Heilung auf. Sein amerikanischer Arzt sprach davon, HIV-Partikel in der Darmschleimhaut gefunden zu haben. Auf den Münchner AIDS-Tagen am 18. März 2012 erklärte nun sein Berliner Arzt Dr. Gero Hütter, "bei nochmaliger Untersuchung der Proben sei alles negativ gewesen". Der Patient gelte also weiterhin als geheilt. Hütter war im Jahr 2010 vom AIDS Policy Project für "die erste funktionale Heilung von HIV/AIDS" ausgezeichnet worden. Sein Ansatz wird heute als experimentelles gentherapeutisches Verfahren in ersten Studien untersucht. Bis zu einer möglichen Anwendung am Patienten werden aber noch einige Jahre vergehen.
HIV: Statistik, Therapie und Lebensqualität
Etwa 33,4 Millionen Menschen sind weltweit mit dem HI-Virus infiziert. In Deutschland leben etwa 73.000 Menschen mit HIV. Pro Jahr kommen hierzulande knapp 3.000 Neuinfektionen hinzu. Bisher gibt es keine Therapie, die HIV heilen kann. Allerdings gibt es heute eine Reihe von Medikamenten, mit denen die Betroffenen ein fast normales Leben führen können. Auch die Lebenserwartung ist kaum vermindert, wenn die Therapie früh genug begonnen wird. Trotzdem ist die Lebensqualität der Patienten häufig eingeschränkt. Die Medikamente haben oft erhebliche Nebenwirkungen und müssen ein Leben lang eingenommen werden. Zudem haben auch heute noch viele Betroffene mit Stigmatisierung und Ausgrenzung zu kämpfen.