
Die Zahl der Neuinfektionen mit HIV ging in Deutschland zurück – Foto: ©gamjai - stock.adobe.com
Im Jahr 2018 haben sich geschätzt 2.400 Personen mit HIV infiziert. Dazu zählen auch Menschen deutscher Herkunft, die sich im Ausland mit HIV angesteckt haben. 2017 waren es insgesamt 2.500 Neuinfektionen. Die Zahl ging damit zurück. Das meldet das Robert Koch-Institut (RKI).
Der Ausbau von zielgruppenspezifischen Testangeboten und ein früherer Behandlungsbeginn zeigen offenbar Erfolge, sagt RKI-Präsident Lothar H. Wieler.
HIV: Zahl der Neuinfektionen ist zurückgegangen
HIV: Der positive Trend, dass die Zahl der HIV-Neuinfektionen zurückgegangen ist, kommt aus der wichtigsten Betroffenengruppe - Männer, die Sex mit Männern haben. Bei ihnen ging die Zahl der geschätzten HIV-Neuinfektionen von etwa 2.200 Neuinfektionen im Jahr 2013 auf 1.600 Neuinfektionen im Jahr 2018 zurück.
Diese Entwicklung sei wahrscheinlich in erster Linie darauf zurückzuführen, dass es bei diesen Männern gelungen ist, die Testbereitschaft zu steigern und die Testangebote auszuweiten. Außerdem wirkt sich die Empfehlung zu einem sofortigen Behandlungsbeginn positiv aus. Eine erfolgreiche Therapie führt dazu, dass die Weitergabe von HIV nicht mehr möglich ist, heißt es weiter im Epidemiologischen Bulletin des RKI.
Einfluss von PrEP noch unklar
Ein Zusammenhang mit der möglichen Nutzung der HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) lässt sich aus den Daten bislang nicht ableiten: Der Rückgang von HIV-Neudiagnosen ist weder besonders ausgeprägt in Städten noch in Altersgruppen in denen HIV-PrEP verstärkt genutzt wird. Seit Herbst 2017 ist in Deutschland die PrEP für viele erschwinglich geworden. Die Zahl der Nutzer ist seitdem kontinuierlich angestiegen. Seit September 2019 kann die PrEP auf Kassenkosten verschrieben werden.
Im Rahmen einer vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Evaluierung wird das RKI in den kommenden Monaten durch Analyse vorhandener und Erhebung zusätzlicher Daten versuchen, die Auswirkungen der neuen gesetzlichen Regelung auf die Verwendung der PrEP und die Entwicklung von HIV-Neuinfektionen zu erfassen. Vergleichswerte gibt es aus Australien: Dort ging nach Einführung der PrEP die Zahl der Neudiagnosen um 25 Prozent zurück, berichtet RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher.
Auch Ansteckung unter Heterosexuellen
Unter den Neuansteckungen im Jahr 2018 haben sich etwa 310 Menschen beim Gebrauch intravenöser Drogen mit HIV infiziert, diese Zahl ist seit dem Jahr 2012 auf niedrigem Niveau angestiegen. Etwa 530 Menschen haben sich in Deutschland auf heterosexuellem Weg mit HIV infiziert. Die Anzahl der HIV-Erstdiagnosen bei Menschen ausländischer Herkunftsregionen, die eine HIV-Infektion außerhalb von Deutschland erworben haben, lag im Jahr 2018 bei etwa 800 und ging damit gegenüber 2017 zurück.
Bei Spätdiagnosen ist die Sterblichkeit höher
Die Zahl der Menschen mit einer HIV-Infektion in Deutschland ist bis Ende 2018 auf 87.900 gestiegen. Die Zahl der Menschen mit HIV, die noch nicht diagnostiziert wurden, liegt dabei seit 2013 konstant bei etwa 10.600. "Wer von seiner Infektion nichts weiß, kann das Virus unbeabsichtigt weitergeben, außerdem ist bei Spätdiagnosen die Sterblichkeit höher", unterstreicht Wieler.
Im Jahr 2018 wurden etwa 32 Prozent der HIV-Infektionen erst mit einem fortgeschrittenen Immundefekt und etwa 15 Prozent erst mit dem Vollbild Aids diagnostiziert. Diese Anteile verlaufen seit dem Jahr 2005 sehr konstant. Geschätzt 440 Menschen sind 2018 an HIV gestorben.
93 Prozent erhalten antiretrovirale Behandlung
Der Anteil von Menschen mit HIV, die eine antiretrovirale Behandlung erhalten, hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen und liegt inzwischen bei 93 Prozent. Bei 95 Prozent der Behandelten ist die Behandlung erfolgreich, so dass die Behandelten nicht mehr infektiös sind.
Seit 2015 empfehlen die HIV-Behandlungsleitlinien, jede diagnostizierte HIV-Infektion in Deutschland umgehend antiretroviral zu therapieren. Die Empfehlung, Kondome zu benutzen, bleibt aber weiter ein Grundpfeiler der Prävention von HIV und weiteren sexuell übertragbaren Infektionen.
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