Gesündere Ernährung könnte viele Todesfälle verhindern

Alleine in Deutschland könnten vermutlich über 150.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr durch eine gesündere Ernährung verhindert werden
Mit dem neuen Jahr haben sich viele Menschen wieder einmal vorgenommen, sich auch gesünder zu ernähren. Wie wichtig das ist, zeigt eine aktuelle Studie. Demnach gehen von insgesamt 4,3 Millionen kardiovaskulären Todesfällen im Jahr 2016 in Europa 2,1 Millionen auf eine unzureichende Ernährung zurück. Etwa jeder zweite vorzeitige Todesfall könnte also durch eine bessere Ernährung vermieden werden. Das berichtet ein internationales Forscherteam unter Leitung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der Friedrich-Schiller-Universität Jena, des Kompetenzclusters nutriCARD und der University of Washington in den USA.
Zu wenig Vollkornprodukte und Gemüse
Für die Analyse wertete das Team repräsentative Daten der Global Burden of Disease Study von 1990 bis 2016 aus. Sie berechneten, wie häufig Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zum Beispiel Herzinfarkte oder Schlaganfälle, in den 51 Ländern vorkamen, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als "europäische Region" zusammengefasst werden. Hierzu gehören neben den EU-Mitgliedsstaaten und weiteren europäischen Ländern auch mehrere Staaten Vorder- und Zentralasiens.
Auf Basis des Lebensmittelkonsums und weiterer Risikofaktoren der jeweiligen Staaten errechneten die Forscher den Anteil der Todesfälle, der auf eine unausgewogene Ernährung zurückzuführen ist. Dazu zählen die Wissenschaftler etwa einen zu geringen Verzehr von Vollkornprodukten, von Nüssen und Samen sowie von Gemüse und einen zu hohen Salzkonsum. Der Ländervergleich zeigt deutliche Unterschiede: 2016 waren in Deutschland 160.000 Todesfälle (46 Prozent aller kardiovaskulären Todesfälle), in Italien 97.000 (41 Prozent), in Großbritannien 75.000 (41 Prozent) und in Frankreich 67.000 (40 Prozent) mit einer unausgewogenen Ernährung assoziiert. In Israel und Spanien war dagegen nur jeder dritte vorzeitige kardiovaskuläre Todesfall ernährungsbedingt.
Neue Präventionsstrategien gefordert
Ebenfalls unterschiedlich sind die jeweiligen „Ernährungssünden“ in den einzelnen Ländern: Während in Schweden und Norwegen zum Beispiel ein zu geringer Verzehr von Nüssen und Samen zu den meisten ernährungsbedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen beiträgt, ist der Studie zufolge in vielen zentral- und osteuropäischen sowie zentralasiatischen Ländern der zu geringe Verzehr von Vollkornprodukten der Hauptrisikofaktor.
Mit Hilfe des verwendeten Rechenmodells gelang es den Forschern zudem, die Effekte anderer Risikofaktoren, wie Übergewicht, Bluthochdruck, Bewegungsmangel und Rauchen, herauszurechnen und nur den spezifischen Anteil einer falschen Ernährungsweise an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu bestimmen. Den Studienautoren zufolge sind die Ergebnisse von entscheidender gesundheitspolitischer Relevanz und sollten unbedingt bei der Entwicklung zukünftiger Präventionsstrategien berücksichtigt werden.
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