Fluoxetin: Antidepressivum könnte gegen COVID-19 wirken
Bereits im Sommer 2020 gab es erste Hinweise, dass das bekannte Antidepressivum Fluoxetin die Schwere einer COVID-19-Erkrankung verringern könnte. Wissenschaftler des Zentrums für Molekularbiologie der Entzündung (ZMBE) der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) haben dies nun genauer untersucht. Das Ergebnis: Fluoxetin hemmt die Vermehrung der Viren vom Typ SARS-CoV-2 sowie ihre Aufnahme in die Zellen deutlich. Nach Ansicht der Wissenschaftler könnte es daher zur frühen Behandlung bei COVID-19 eingesetzt werden. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Emerging Microbes & Infections veröffentlicht.
Fluoxetin hemmt Vermehrung von SARS-CoV-2
Fluoxetin gehört zu den häufig verschriebenen Antidepressiva. Der Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSR)) gilt als gut verträglich. Die Forschungsgruppe unter der Leitung von Prof. Ursula Rescher aus dem Institut für Medizinische Biochemie fand nun heraus, dass Fluoxetin sowohl die Aufnahme von SARS-CoV-2 Viren in die Zellkultur als auch ihre Weiterverbreitung hemmt, ohne dabei Zellen oder Gewebe zu beschädigen.
Fluoxetin gehört zu der Gruppe der FIASMA (funktionelle Inhibitoren der sauren Sphingomyelinase). Diese umfasst eine Vielzahl von pharmakologischen Wirkstoffen, die das Enzym ASM hemmen und sowohl Zellwachstum als auch Zelltod regulieren. Andere Versuchte haben gezeigt, dass auch die Arzneistoffe Amidaron und Imipramin aus der Gruppe der FIASMA die Aufnahme und Verbreitung von SARS-CoV-2 in der Zelle hemmen. Andere SSRI (Paroxetin und Escitalopram) wiesen im Zellversuch keinen Effekt auf das Coronavirus auf.
Forschung an bekannten Wirkstoffen
Angesichts der bislang nur wenigen Therapieoptionen beschränken sich Forscher bei der Suche nach einem Gegenmittel für COVID-19 nicht auf die Suche nach neuen Arzneistoffen. Daher werden auch bereits zugelassene Medikamente getestet. Ihr Vorteil: Die Sicherheit und Nebenwirkungsprofile der Wirkstoffe sind bekannt, so dass eine Neuzulassung für eine weitere Erkrankung weniger aufwändig ist.
Auch Fluoxetin ist auf diese Weise ins Visier der Forschung geraten. Die Wissenschaftler der WWU sind aufgrund ihrer Ergebnisse optimistisch: „Die Erforschung von lizenzierten und sich bereits in Gebrauch befindenden Arzneimitteln könnte dazu führen, dass viele Wirkstoffe auch antiviral eingesetzt werden“, so Rescher. Davon könnten in Zukunft auch COVID-19-Patienten profitieren.
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