Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Fluoxetin: Antidepressivum könnte gegen COVID-19 wirken

Freitag, 23. Oktober 2020 – Autor: Anne Volkmann
Schon seit Jahrzehnten wird der Wirkstoff Fluoxetin zur Behandlung von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen eingesetzt. Jetzt könnte das Medikament auch im Kampf gegen Covid-19 zum Einsatz kommen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie.
SARS-CoV-2, COVID-19, Fluoxtein

Forscher suchen unter Hochdruck nach einem Mittel gegen COVID-19. Ein möglicher Kandidat ist Fluoxetin, ein bewährter Wirkstoff gegen Depressionen.

Bereits im Sommer 2020 gab es erste Hinweise, dass das bekannte Antidepressivum Fluoxetin die Schwere einer COVID-19-Erkrankung verringern könnte. Wissenschaftler des Zentrums für Molekularbiologie der Entzündung (ZMBE) der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) haben dies nun genauer untersucht. Das Ergebnis: Fluoxetin hemmt die Vermehrung der Viren vom Typ SARS-CoV-2 sowie ihre Aufnahme in die Zellen deutlich. Nach Ansicht der Wissenschaftler könnte es daher zur frühen Behandlung bei COVID-19 eingesetzt werden. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Emerging Microbes & Infections veröffentlicht.

Fluoxetin hemmt Vermehrung von SARS-CoV-2

Fluoxetin gehört zu den häufig verschriebenen Antidepressiva. Der Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSR)) gilt als gut verträglich. Die Forschungsgruppe unter der Leitung von Prof. Ursula Rescher aus dem Institut für Medizinische Biochemie fand nun heraus, dass Fluoxetin sowohl die Aufnahme von SARS-CoV-2 Viren in die Zellkultur als auch ihre Weiterverbreitung hemmt, ohne dabei Zellen oder Gewebe zu beschädigen.

Fluoxetin gehört zu der Gruppe der FIASMA (funktionelle Inhibitoren der sauren Sphingomyelinase). Diese umfasst eine Vielzahl von pharmakologischen Wirkstoffen, die das Enzym ASM hemmen und sowohl Zellwachstum als auch Zelltod regulieren. Andere Versuchte haben gezeigt, dass auch die Arzneistoffe Amidaron und Imipramin aus der Gruppe der FIASMA die Aufnahme und Verbreitung von SARS-CoV-2 in der Zelle hemmen. Andere SSRI (Paroxetin und Escitalopram) wiesen im Zellversuch keinen Effekt auf das Coronavirus auf.

Forschung an bekannten Wirkstoffen

Angesichts der bislang nur wenigen Therapieoptionen beschränken sich Forscher bei der Suche nach einem Gegenmittel für COVID-19 nicht auf die Suche nach neuen Arzneistoffen. Daher werden auch bereits zugelassene Medikamente getestet. Ihr Vorteil: Die Sicherheit und Nebenwirkungsprofile der Wirkstoffe sind bekannt, so dass eine Neuzulassung für eine weitere Erkrankung weniger aufwändig ist.

Auch Fluoxetin ist auf diese Weise ins Visier der Forschung geraten. Die Wissenschaftler der WWU sind aufgrund ihrer Ergebnisse optimistisch: „Die Erforschung von lizenzierten und sich bereits in Gebrauch befindenden Arzneimitteln könnte dazu führen, dass viele Wirkstoffe auch antiviral eingesetzt werden“, so Rescher. Davon könnten in Zukunft auch COVID-19-Patienten profitieren.

Foto: Adobe Stock / sdecoret

Hauptkategorie: Corona
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Coronavirus

Weitere Nachrichten zum Thema COVID-19

15.07.2020

Das Corona-Virus kann auch Herzzellen infizieren und sich darin vermehren. Zudem ist es in der Lage, die Genaktivität infizierter Herzzellen zu verändern. Das haben Forscher des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf festgestellt. Die klinischen Auswirkungen sind indes noch unklar.

11.11.2020

Forscher suchen unter Hochdruck nach Medikamenten, die den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung in Schach halten sollen. Eine Studie soll nun belegt haben, dass Acetylsalicylsäure, der Hauptbestandteil von Aspirin, zu einem milderen Krankheitsverlauf führen kann.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin