Führt Aspirin zu einem milderen COVID-19-Verlauf?

Der blutverdünnende Effekt von Acetylsalicylsäure könnte auch COVID-19-Patienten zugutekommen. – Foto: ©Goran - stock.adobe.com
Das bekannte Schmerzmittel Aspirin könnte einen schweren Verlauf von Covid-19 abwenden. Das legt zumindest eine neue Beobachtungsstudie US-amerikanischer Forscher nahe. Offenbar wiesen Patienten, die über einen längeren Zeitraum regelmäßig Acetylsalicylsäure (ASS) eingenommen haben, mildere Krankheitsverläufe nach einer SARS-CoV-2-Infektion auf. Nach Angaben der Studienautoren sind jedoch noch weitere Studien nötig, um die Ergebnisse zu bestätigen.
Ohne ASS mussten Patienten häufiger beatmet werden
Die Forscher der University of Maryland School of Medicine in Baltimore (USA) hatten in der medizinischen Fachzeitschrift „Anesthesia & Analgesia“ Erfahrungen aus der ersten Coronawelle ausgewertet. Dazu hatte das Team um Jonathan Chow mehr als 400 Patientenakten analysiert.
Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass Patienten, die an Diabetes, Herz- oder Nierenkrankheiten litten und deshalb vor oder zu Beginn einer Infektion mit SARS-CoV-2 bereits regelmäßig Aspirin in einer geringen Dosis eingenommen hatten, seltener beatmet werden mussten. Patienten, die hingegen kein ASS erhalten hatten, mussten häufiger auf eine Intensivstation verlegt werden. Auch die Sterberate war unter ASS verringert.
Bisher keine Empfehlung für präventive Einnahme von ASS
Besonders unter Berücksichtigung von Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht und ethnischer Herkunft zeigte demnach die Behandlung mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure vor oder am Anfang der Infektion eine positive Wirkung. Die Forscher vermuten den Grund dafür im blutverdünnenden Effekt von Aspirin.
Schon in früheren Studien konnte gezeigt werden, dass Thrombosen zu den häufigen Komplikationen bei COVID-19 gehören. ASS kann das Risiko für Thrombosen senken.
Dennoch können nach Angaben der Forscher noch keine allgemeingültigen Schlüsse aus der Beobachtungsstudie gezogen werden. Dazu seien prospektive und randomisierte Studien nötig. Zu bedenken ist auch, dass die Einnahme von Acetylsalicylsäure zu einem erhöhten Risiko von gastrointestinalen Blutungen führt. Somit könnte das Nutzen-Risiko-Verhältnis einer dauerhaften präventiven am Ende sogar negativ ausfallen.
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