Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Fleisch und Fisch ungesünder als gedacht

Donnerstag, 27. Juni 2019 – Autor:
Immer mehr Studien zeigen, dass Fleisch und Fisch gar nicht so gesund sind, wie man früher dachte. Jetzt haben Ernährungswissenschaftler einen neuen Zusammenhang entdeckt: Der Verzicht auf Fleisch könnte demnach das Diabetes-Risiko senken. Im Mittelpunkt steht eine bestimmte Aminosäure.
Fleisch, Fisch ungesund

Fleisch, aber auch Fisch enthalten viel Methionin. Die Aminosäure steht unter Verdacht, Diabetes Typ 2 zu begünstigen

„So wertvoll wie ein kleines Steak“. Dieser Werbeslogan für eine Süßigkeit ist schon in doppelter Hinsicht falsch. Rotes Fleisch wie Rind, Lamm und Wild, industriell verarbeitetes Fleisch und Wurst wurden 2015 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als krebserregend eingestuft. Von Fischen ist außerdem bekannt, dass sie Schwermetalle enthalten, was ebenfalls ziemlich ungesund für den Menschen ist.

Nun gibt es weitere Erkenntnisse zu den Risiken von Fleisch- und Fischverzehr. Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) sieht einen Zusammenhang zum Diabetes-Risiko und schreibt: „Gelegentlicher Fleischverzicht könnte vor Typ-2-Diabetes schützen.“ Wie sind die Forscher darauf gekommen?

Schon in früheren Untersuchungen fanden Diabetesforscher des DIfeE heraus, dass Mäuse, die eiweißarmes Futter bekamen, bessere Blutzuckerwerte hatten und mehr Energie verbrauchten als Tiere, die das übliche Futter erhielten.

Aminosäure Methionin lässt Blutzucker steigen

Jetzt verfeinerten die Wissenschaftler die Versuche, indem sie den Mäusen eine methioninarme Kost gaben. Methionin ist eine Aminosäure, die vor allem in tierischem Eiweiß und damit auch in Fleisch und Fisch gehäuft vorkommt. Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass bereits die Reduktion dieser einzelnen Aminosäure in der Nahrung sich positiv auf den Zuckerstoffwechsel der Mäuse und deren Empfindlichkeit für das Hormon Insulin auswirkte. Allein durch die methioninarme Kost habe Typ-2-Diabetes verhindert werden können, berichten die Potsdamer Forscher. 

„Interessanterweise beobachteten wir die positiven Wirkungen der methioninarmen Kost, ohne den Eiweißgehalt zu verringern und unabhängig von Nahrungsaufnahme und Körperfett“, erklärt Projektleiter Dr. Thomas Laeger.

Schützende Wirkung kommt aus der Leber

Nimmt der Körper weniger von der Aminosäure Methionin auf, setzt die Leber vermehrt Fibroblast growth factor 21 (FGF21) fei. Nach den Erkenntnissen der DIfE-Forscher fördert der Wachstumsfaktor die schützende Wirkung.

Obwohl auch bestimmte Nüsse, Ölsaaten und Gemüse nennenswerte Mengen der essentiellen Aminosäure enthalten, ist eine pflanzenbasierte Kost im Vergleich zu einer Ernährung mit Fleisch und Fisch in der Regel methioninarm. Dies zeigte auch eine Untersuchung mit Vegetariern und Veganern am DIfE. „Gemeinsam mit Kollegen der Abteilung Molekulare Toxikologie und des Bundesinstituts für Risikobewertung konnten wir zeigen, dass Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, verglichen mit Mischköstlern erhöhte FGF21-Spiegel im Blut haben,“ so Erstautorin Teresa Castaño-Martinez. Bereits nach vier Tagen vegetarischer Ernährung erhöhten sich die FGF21-Mengen auch im Blut der anderen Probanden.

Neue Studie mit Veganern geplant

Bislang ist allerdings unklar, inwieweit die verminderte Methioninaufnahme tatsächlich zur Erhöhung der FGF21-Spiegel beiträgt und das Diabetes-Risiko senkt. Künftig möchte das Forscherteam weitere Untersuchungen mit Veganern durchführen, um zusätzliche Indizien für die mögliche Beteiligung der Aminosäure Methionin an der Entstehung von Typ-2-Diabetes aufzudecken.

Methionin ist eine schwefelhaltige, lebenswichtige Aminosäure, die der Körper nicht selbst herstellen kann und die deshalb mit der Nahrung aufgenommen werden muss. Wie alle Aminosäuren dient sie Eiweißen als Baustein. Methionin trägt u. a. zur Bildung von Neurotransmittern und Hormonen bei und ist somit an vielen wichtigen Körperfunktionen beteiligt. Ein kompletter Verzicht wäre vermutlich auch nicht gesund.

Foto: pixabay

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Ernährung , Diabetes

Weitere Nachrichten zum Thema Fleischverzehr

16.11.2018

Listerien, EHEC-Erreger, Campylobacter – in Fleisch und Wurstprodukten stecken jede Menge Krankheitserreger. Das Zoonosen-Monitoring 2017 zieht eine unappetitliche Bilanz. Dabei wurden nur Stichproben ausgewertet. Die Wahrheit könnte noch viel schlimmer sein.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Kann ein „übersäuerter“ Körper auf Dauer krank machen? Professor Dr. Andreas Pfeiffer vom Deutschen Zentrum für Ernährungsforschung erläutert, ob die Befürchtung wirklich zutrifft.
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin