Fibromyalgie-Patienten oft falsch behandelt

Fibromyalgie geht oft mit starken Schmerzen einher
Fibromyalgie-Patienten erhalten häufig starke, aber unspezifisch wirksame Schmerzmedikamente, von denen Experten eigentlich abraten. Doch nach wie vor stehen spezifische Therapien gegen die Erkrankung nicht zur Verfügung. Eine Studie, an der 1111 Fibromyalgie-Patienten teilnahmen, hat nun gezeigt, dass Betroffene häufig drei oder mehr Medikamente gegen die Symptome der Fibromyalgie einnehmen, obwohl deren Nutzen bei dieser Erkrankung nicht belegt ist. Neben starken Schmerzmedikamenten wie Opioiden werden häufig Schlafmittel und Antidepressiva verschrieben.
Neue Erkenntnisse, aber keine neuen Therapien
Wie Professor J.A. Pereira da Silva von der Universität Coimbra in Portugal beim diesjährigen EULAR (The European League Against Rheumatism) in Rom berichtete, gibt es zwar viele neue Erkenntnisse zur Fibromyalgie, die aber häufig zu noch mehr Fragezeichen führen. So wurden beispielsweise beobachtet, dass bei einem gewissen Anteil der Betroffenen die Dichte der intraepidermalen Nervenfasern stark verringert ist. Was dies allerdings bedeute, wisse man noch nicht, so da Silva, denn die Dichte korreliere weder mit der Erkrankungsdauer noch mit der Schmerzsymptomatik: „Es könnte auch eine Folge geringerer körperlicher Aktivität sein, wir wissen es einfach nicht.“
Auch die neuronale Bildgebung konnte in den letzten Jahren zu einer Reihe neuer Erkenntnisse beitragen. So gibt es Hinweise, dass das Kleinhirn bei Patienten mit Fibromyalgie stärker als bei anderen Menschen in die Schmerzverarbeitung involviert ist. Zudem neigen Betroffene verstärkt zu katastrophisierenden Gedanken. Bei diesen Patienten reichen sehr viel geringere Schmerzreize aus, um zu einem starken Schmerzerleben zu führen. Das bedeutet zwar nicht, dass Fibromyalgie vor allem psychisch bedingt ist. Dennoch können psychotherapeutische Ansätze sinnvoll sind.
Fibromyalgi: Gezielte Stimulationsverfahren können helfen
Da Silva rät ebenfalls zu nicht-pharmakologischen Strategien, zu denen auch magnetische oder elektrische Stimulationsverfahren gehören, mit denen Kortexregionen mit zu geringer Aktivität gezielt angeregt werden könnten. Auch eine Stimulation auf Rückenmarksebene wird zurzeit diskutiert. Insgesamt sind nach Expertenmeinung die Studienergebnisse dazu aber noch zu widersprüchlich.
Typisch für Fibromyalgie sind muskelkaterartige Schmerzen, für die von außen kein Grund erkennbar ist. Häufig treten auch Müdigkeit, schnelle Erschöpfbarkeit sowie Depressionen auf. Besonders quälend ist für die Betroffenen, dass ihre Erkrankung häufig nicht ernst genommen oder falsch diagnostiziert wird.
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