Fibromyalgie-Leitlinie wird aktualisiert

Fibromyalgie ist schwer zu behandeln – Foto: stockWERK - Fotolia
Fibromyalgie zeichnet sich in erster Linie durch chronische Muskel- und Gelenkschmerzen aus. Häufig treten auch Müdigkeit, schnelle Erschöpfbarkeit, schlechter Schlaf sowie Depressionen auf. Besonders quälend ist für die Betroffenen, dass ihre Erkrankung häufig nicht ernst genommen oder falsch diagnostiziert wird. Erst vor kurzem hat man tatsächlich organische Veränderungen bei Fibromyalgie-Patienten gefunden, nämlich Schädigungen an den kleinen schmerzleitenden Nervenfasern (small fibers). Wie diese Veränderungen mit den Symptomen zusammenhängen, ist aber noch weitgehend unklar.
Für die Behandlung der Fibromyalgie gibt es bislang keine spezifischen Medikamente. Ärzte wissen sich daher oft nicht anders zu helfen, als unspezifische Schmerzmedikamente wie beispielsweise Opioide zu verschreiben, die bei Fibromyalgie eigentlich nicht angebracht sind. Eine Studie konnte sogar zeigen, dass Betroffene häufig drei oder mehr Medikamente gegen die Symptome der Fibromyalgie einnehmen, obwohl deren Nutzen bei dieser Erkrankung nicht belegt ist. Neben starken Schmerzmedikamenten wie Opioiden werden häufig Schlafmittel und Antidepressiva verschrieben. Um mehr Klarheit für Ärzte und Patienten zu schaffen, soll die Leitlinie zur Behandlung von Fibromyalgie aktualisiert werden.
Bewegungstraining steht bei Fibromyalgie im Vordergrund
Forscher um Professor Gary Mcfarlane vom Institute of Medical Sciences der University of Aberdeen (Großbritannien) haben nun in den Annals of the Rheumatic Diseases, dem Magazin der EULAR (European League Against Rheumatism), fast 3000 Veröffentlichungen zur Behandlung der Fibromyalgie analyisiert. Daraus haben sie neue Empfehlungen für die Therapie entwickelt.
Zwei übergeordnete Prinzipien sollten nach Ansicht der Autoren die Therapie der Fibromyalgie bestimmen. Zunächst wird betont, dass eine optimale Behandlung eine frühe Diagnosestellung erfordert - eine Bedingung, die weiterhin eher selten erfüllt wird. Zudem sollte Fibromyalgie als ein komplexes und heterogenes Krankheitsbild angesehen werden, das von einer veränderten Schmerzverarbeitung und anderen Aspekten geprägt ist.
Als zweites übergeordnetes Therapieprinzip wird die Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität genannt, wobei Nutzen und Risiken der Therapiebausteine gegeneinander abgewogen werden sollten. Die Behandlung sollte in einem abgestuften Prozess erfolgen, wie Mcfarlane betont. Die Experten der EULAR empfehlen, mit nicht-pharmakologischen Interventionen zu beginnen. Dazu gehören vor allem Ausdauer- und Krafttraining. Danach können Psychotherapie, bestimmte physikalische Anwendungen, Akupunktur, Hydrotherapie und meditative Bewegungstherapien wie Qigong, Yoga oder TaiChi zum Einsatz kommen. Führen auch diese Maßnahmen nicht zum Erfolg, können medikamentöse Therapien versucht werden.
Bei starken Beschwerden sollten Medikamente zum Einsatz kommen
Letztere erhalten allerdings die schwächste Empfehlung. Für den Behandlungsalgorithmus werden drei Patientengruppen unterschieden. Stehen schmerzbedingte Depressionen, Ängste sowie die Neigung zur Katastrophisierung im Vordergrund, werden psychologische Therapien, vorwiegend in Form der kognitiven Therapie empfohlen. Bei stark ausgeprägter Depression oder Angst kann auch eine pharmakologische Behandlung dieser Störungen angebracht sein.
Stehen starke Schmerzen und Schlafstörungen im Vordergrund, sollten diese mit Medikamenten bekämpft werden. Bei starken Schmerzen werden Duloxetin, Pregabalin und Tramadol (eventuell in Kombination mit Paracetamol) empfohlen, bei starken Schlafstörungen niedrig dosiertes Amytriptilin, Cyclobenzaprin und Pregabalin zur Nacht. Hat der Patient insgesamt bereits schwere Funktionseinschränkungen und kann er häufig nicht mehr seiner Arbeit oder seinem Alltag nachgehen, wird eine multimodale Reha empfohlen.
Anm. d. Red.: Anders, als im ursprünglichen Artikel dargestellt, ist die Leitlinie noch nicht erschienen.
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