Fast zwei Milliarden Menschen übergewichtig

Junkfood mit schweren Folgen: Übergewicht breitet sich weltweit aus, besonders dramatisch in Lateinamerika – Foto: tournee - Fotolia
Nicht Hunger und Mangelernährung, sondern eine ungesunde Ernährung und Übergewicht gehören weltweit zu den häufigsten vermeidbaren Ursachen für Krankheit und vorzeitigen Tod. Das erklärt die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) im Vorfeld des Welternährungstags am 16. Oktober. Zwar gebe es immer noch Krisenregionen vor allem in Afrika, wo es zu wenig zu essen gebe und Kinder an Unterernährung stürben. „In den meisten Ländern ist der Mangel jedoch einem Überfluss an ungesunden und kalorienreichen Nahrungsmitteln gewichen“, so DDG-Geschäftsführer Dr. Dietrich Garlichs. Auch und gerade in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen seien dickmachendes Fastfood und Süßgetränke weit verbreitet, gesundes Obst und Gemüse kämen hingegen zu kurz.
Adipositas-Welle in Lateinamerika
Bestes Beispiel ist Lateinamerika. Innerhalb weniger Jahre hat sich der Kontinent zum viertgrößten Absatzmarkt für Fastfood und Süßgetränke entwickelt – nach Nordamerika, Australien, Asien und Westeuropa. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet, der Pro-Kopf-Verzehr von Fastfood-Produkten sei seit 2000 um mehr als ein Viertel gestiegen. Die Folgen sind nicht zu übersehen: So ist nach einer Untersuchung der Anteil der Übergewichtigen und Fettleibigen in der Region von 1980 bis 2013 um ein Fünftel, von 41 Prozent auf 61 Prozent, angestiegen. In Chile sind zum Beispiel 68 Prozent der Männer übergewichtig.
Doch Übergewicht ist weltweit ein wachsendes Problem. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren 2014 mehr als 1,9 Milliarden Erwachsene übergewichtig, davon 600 Millionen sogar fettleibig. Die Diabetes Gesellschaft warnt vor einer Adipositas-Welle, der eine Zunahme von Diabeteserkrankungen folgen wird. Schätzungen gehen davon aus, dass die Zahl der Diabetiker von derzeit 382 Millionen bis 2035 auf 592 Millionen steigen wird. „Es gibt derzeit kein Land, in dem die Zahl der Menschen mit Typ-2-Diabetes nicht zunimmt“, erklärt DDG-Präsident Prof. Baptist Gallwitz.
Ernährungsampeln und Zucker-Fettsteuer gefordert
Abhilfe könne nur ein Paradigmenwechsel in der Präventionspolitik schaffen. „Den Menschen muss die Entscheidung für einen gesundheitsbewussten Lebensstil erleichtert werden“, sagt Garlichs. Dazu gehöre eine einfache Lebensmittelkennzeichnung nach dem Ampelprinzip, Anreize und Preissignale durch eine Zucker-Fettsteuer und jeden Tag eine Stunde Sport in Kita und Schule. „Die bisherige Strategie der Gesundheitspolitik, an die Vernunft des Einzelnen zu appellieren, ist nachweislich gescheitert, wie der Tsunami der chronischen Krankheiten zeigt“, so Garlichs.
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