Einsatz von Antibiotika bei Nasennebenhöhlenentzündung umstritten
Eine akute Nasennebenhöhlenentzündung (Rhinosinusitis) ist einer der häufigsten Gründe für den Einsatz von Antibiotika überhaupt. In einer Studie der Forscherin Jane Garbutt, die jetzt im amerikanischen Ärzteblatt JAMA veröffentlicht wurde, hat das Antibiotikum Amoxicillin jedoch keine klinisch relevante Wirkung gegenüber Placebo erzielt.
Die Studie: Antibiotikum gegen Placebo
An der Studie nahmen 166 Patienten mit akuter Nasennebenhöhlenentzündung teil.
- Sie erhielten über zehn Tag entweder dreimal 500 mg Amoxicillin pro Tag oder Placebo.
- Am dritten und zehnten Tag unterschieden sich die Ergebnisse in den beiden Gruppen nicht.
- Nur am siebten Tag gab es einen leichten Vorteil für die Antibiotika-Therapie. Hier berichteten 74 Prozent über eine Linderung gegenüber 56 Prozent bei der Placebo-Gruppe.
- Drei Tage später war der Unterschied jedoch verschwunden.
Laut Garbutt erwarten viele Patienten bei einer Entzündung der Nasennebenhöhlen, dass ihnen ihr Arzt Antibiotika verschreibt. Doch die Medikamente haben auch Nebenwirkungen. Viele Patienten berichten über Magen-Darm-Beschwerden oder Hautausschläge. Problematischer ist aber, dass der häufige und oft unsachgemässe Einsatz von Antibiotika in den letzten Jahren zur verstärkten Bildung resistenter Erreger geführt hat. Die Medikamente können dadurch häufig nicht mehr zuverlässig wirken, so dass manche Erkrankungen heute schlechter behandelt werden können als früher.
Strenge Indikation für Antibiotika
Die deutsche Leitlinie versucht mittlerweile, den Einsatz von Antibiotika bei Nasennebenhöhlenentzündungen zu begrenzen, indem sie als Indikation ganz bestimmte Beschwerden vorgibt. Dazu zählen Symptome wie hohes Fieber, Schwellungen um die Augen herum, entzündliche Hautrötungen, starker Gesichtsschmerz, Lichtempfindlichkeit oder Nackensteife. Auch bei drohenden Komplikationen, Patienten mit chronisch entzündlicher Lungenerkrankung oder immunsupprimierten Patienten wird die Gabe von Antibiotika empfohlen.
Ursachen für akute Sinusitis
Eine Nasennebenhöhlenentzündung wird oft durch eine Erkältung hervorgerufen. Erkältungen werden meist durch Atemwegsviren verursacht, seltener durch bakterielle Erreger. Nach einer viralen Infektion kann es jedoch zu einer zusätzlichen Besiedlung mit Bakterien kommen. Die Viren oder Bakterien lösen eine Entzündung aus, wodurch die Schleimhäute anschwellen und der Sekretabfluss aus den Nebenhöhlen behindert wird. Dadurch verdickt sich die Flüssigkeit, und die Hohlräume füllen sich mit zähem Schleim. Häufig treten dabei auch Schmerzen in der Stirn, am Kieferund um die Augen herum auf, die sich meist verschlimmern, wenn man sich nach vorne beugt. Eine Nasennebenhöhlenentzündung kann akut auftreten und schnell wieder verschwinden. In seltenen Fällen kann sie auch chronisch werden.
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