Die Hälfte der ehemaligen Pflegekräfte würde in Beruf zurückkehren

Viele Pflegekräfte, die aus dem Beruf ausgestiegen sind, würden zurückkehren - wenn sich die Arbeitsbedingungen verbessern – Foto: ©Africa Studio - stock.adobe.com
Fast die Hälfte (48 Prozent) der ausgebildeten Pflegekräfte, die ihrem Beruf in den vergangenen Jahren den Rücken gekehrt haben, können sich einen Wiedereinstieg in die Pflege vorstellen. Das besagt eine vom Medizinproduktehersteller Hartmann in Auftrag gegebene Studie. Durchgeführt hat sie das Institut Psyma Health & Care.
Geschätzt liegt die Zahl potenzieller Rückkehrer damit bei bis zu 200.000 Personen. Ihre Bereitschaft für eine Rückkehr in die Pflege knüpfen die Befragten aber an Veränderungen. Am häufigsten werden "andere Strukturen und Arbeitsbedingungen" genannt: 42 Prozent betrachten diesen Aspekt als wichtige Voraussetzung. Mehr als ein Drittel der Befragten (36 Prozent) fordern mehr Personal. Bessere Bezahlung bewerten 30 Prozent als entscheidenden Faktor.
Forderung: Bezahlung nach Tarif, feste Dienstpläne, mehr Kollegen
"Arbeitgeber sind also gefordert, zu überlegen, was sie konkret tun können, um ihren Mitarbeitern mehr Wertschätzung, Anerkennung, Erholungsphasen, Freude und Motivation im Arbeitsalltag zu bieten. Dazu gehört für mich auch eine Bezahlung nach Tarif, verbindliche Dienstpläne, mehr Kollegen und dadurch mehr Zeit für pflegebedürftige Menschen", sagt Staatssekretär Andreas Westerfellhaus, Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung.
Mit ihrer aktuellen Erwerbstätigkeit seien die meisten Befragten weniger zufrieden als sie es in der Pflege zur Zeit des Berufseinstiegs waren, betont Andreas Joehle, CEO der Hartmann Gruppe. So lag der Anteil der absolut Zufriedenen beim Einstieg in den Pflegeberuf bei 63 Prozent. In der Position nach dem Ausstieg sind es nur noch 44 Prozent der Befragten.
Die Hälfte der ehemaligen Pflegekräfte würden in Beruf zurückkehren
Dazu passt die Feststellung, dass fast die Hälfte der ehemaligen Pflegekräfte in den Beruf zurückkehren und sogar sieben von zehn Befragten in der gleichen Position einsteigen würden. Nach Ihrem Ausstieg aus der Pflege haben die meisten ehemaligen Pflegekräfte eine Beschäftigung im kaufmännischen Bereich (25 Prozent) oder im Einzelhandel (13 Prozent) aufgenommen, heißt es weiter in einer Pressemitteilung.
Um den Wiedereinstieg zu vereinfachen, sehen die Befragten vor allem Trainings als wichtigstes Mittel an (71 Prozent). 67 Prozent betrachten einen Schnuppertag als besonders hilfreich. Darüber hinaus gibt es einen großen Bedarf an Informationen etwa zu möglicherweise verbesserten Rahmenbedingungen (62 Prozent) sowie zu veränderten Arbeitsbedingungen (55 Prozent).
Austauschplattform für ehemalige Pflegekräfte
Das Unternehmen Hartmann will in Absprache mit Westerfellhaus sein Engagement ausbauen, das darauf abzielt, ehemalige Pflegekräfte wieder für die Pflege zu gewinnen. Erste Maßnahmen sollen zum Deutschen Pflegetag 2019 vorgestellt werden. "Vorstellbar ist unter anderem eine digitale Austauschplattform, die ehemalige Pflegekräfte beim Wiedereinstieg unterstützt", schlägt Joehle vor.
77 Prozent der vom Institut Psyma befragten Ex-Pflegekräfte waren Frauen. Das Durchschnittsalter betrug 41 Jahre. Der Pflegeberuf wurde vor durchschnittlich 3,3 Jahren aufgegeben. Es handelt sich bei den befragten Personen zu 52 Prozent um ehemalige Gesundheits- und Krankenpfleger, zu 39 Prozent um ehemalige Altenpfleger und zu 8 Prozent um ehemalige Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger.
In den vergangenen 25 Jahren wurden in Deutschland rund 625.000 Pflegekräfte ausgebildet. Etwa 335.000 ausgebildete Pflegekräfte sind aus der Pflege ausgestiegen. Um dem Pflegenotstand zu begegnen, werden derweil auch Auszubildende aus dem Ausland angeworben und weitergebildet.
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