
Diabetes: Ein Krankheitsbild mit zwei Gesichtern. – Foto: AdobeStock/Philip
Diabetes ist ein Krankheitsbild. Aber: Es kann zwei verschiedene Gesichter haben. Wenn wir von „Diabetes“ sprechen, meinen wir meist den Diabetes vom Typ 2, denn er gehört zu den häufigsten Zivilisationskrankheiten – bei steigender Tendenz. Der Typ-2-Diabetes entsteht, weil wir über lange Zeit zu viel Zucker zu uns nehmen und damit den Stoffwechsel krank machen. Der Insulinspiegel zur Regulation des Blutzuckers ist chronisch überhöht. Für die Körperzellen ist Insulin aber gewissermaßen der Befehlsstoff, den Zucker zu verwerten. Wenn die Zellen aber zu lange zu viel Insulin abbekommen haben, stumpfen sie ab und verwerten den Zucker nicht mehr (oder nicht mehr so gut wie früher). Der Fachbegriff dafür ist „Insulinresistenz“.
Weil man sich diese zweite Form von Diabetes im Lauf der Jahre durch einen ungesunden Lebensstil erwirbt, heißt sie im Volksmund auch „Alters-Diabetes“ – auch wenn inzwischen schon Menschen in mittleren oder sogar jungen Jahren davon betroffen sein können.
Menschen, die am Diabetes-Typ-1 leiden, haben ein ähnliches Problem – aber aus völlig anderen Gründen. Hier hat die Krankheit nichts mit Lebensgewohnheiten zu tun, sondern mit einem angeborenen Defekt der Bauchspeicheldrüse, die zu wenig oder gar kein Insulin produziert. Diese Patienten müssen sich lebenslang Insulin spritzen, damit der Körper Zucker verwerten kann. Wissenschaftler weisen jetzt darauf hin, dass auch beides geht: dass also Patienten mit dem angeborenen Diabetes zusätzlich noch den Wohlstands-Diabetes bekommen können – also Typ 1 und Typ 2.
Wie bemerkt man den „Doppel-Diabetes“?
Wann entsteht der Verdacht, dass ein Fall von „Doppel-Diabetes“ vorliegt? „Wenn die tägliche Insulin-Dosis nicht mehr ausreicht, um den Blutzucker zu senken, haben Menschen mit Typ-1-Diabetes vermutlich auch einen Typ-2-Diabetes entwickelt“, schreibt das Apothekenmagazin „Diabetes Ratgeber". „Einen zusätzlichen Typ-2-Diabetes diagnostizieren wir bei einem dauerhaft deutlich erhöhten Insulinbedarf", zitiert das Magazin den Diabetologen Thomas Haak, Chefarzt am Diabetes Zentrum Bad Mergentheim.
Doppel-Diabetes: Häufig ein Teufelskreis
Oftmals wird dann ein Teufelskreis in Gang gesetzt: Weil wegen der Resistenz der Insulinbedarf steigt, wird mehr verabreicht. Der erhöhte Insulinspiegel im Blut wiederum fördert dann die Gewichtszunahme. Steigt das Gewicht, verstärkt sich die Resistenz – und noch mehr Insulin ist nötig. „Abnehmen und gute Zuckerwerte zu erzielen, wird immer schwieriger“, heißt es im Diabetes Ratgeber. „Die Folgen sind starkes Übergewicht, Bluthochdruck, schlechte Blutfettwerten und eine Fettleber.“
Das beste „Medikament“ gegen Doppel-Diabetes: Gute Ernährung – und mindestens 150 Minuten Bewegung pro Woche
Um den Doppel-Diabetes zu behandeln, können Medikamente wie Tabletten mit Metformin helfen. Der Wirkstoff hemmt die Zuckerproduktion der Leber und macht die Zellen insulinempfindlicher. Der Rat des Apotheken-Magazins: „Am besten helfen können sich die Patienten selbst: Kein Mittel ersetzt einen gesunden Lebensstil. Dieser besteht aus einer gesunden Ernährung mit Lebensmitteln, die komplexe Kohlenhydrate enthalten wie sie in Vollkornprodukten, Haferflocken und Gemüse enthalten sind.“ Gut sei es außerdem, sich regelmäßig zu bewegen. Das bedeute: mindestens 150 Minuten körperliche Aktivität pro Woche. Optimal seien mindestens drei Tage mit höchstens zwei Tagen Pause dazwischen.