Deutlich mehr Krätze-Medikamente verordnet

So sieht Krätze aus.
Nach einer Analyse der Barmer ist die Verordnungszahl wichtiger Krätze-Medikamente von 2016 auf 2017 um 60 Prozent gestiegen. Barmer-Versicherte erhielten demnach 2016 noch 38.127 Verordnungen von Arzneimitteln zur Behandlung der Krätze. Im vergangenen Jahr waren es dagegen 61.255 Verordnungen für Krätze-Medikamente.
„Die Ärzte verschreiben wieder deutlich mehr Krätze-Medikamente, und zwar in allen Regionen Deutschlands. Ähnlich stark dürfte auch die Anzahl der Erkrankten gestiegen sein“, sagt Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der Barmer. Sie rät, bereits bei den ersten Krätze-Anzeichen wie etwa bei geröteten Papeln im Intimbereich, zwischen den Fingern oder in den Achseln und vor allem bei nächtlichem Juckreiz einen Arzt aufzusuchen.
127 Prozent mehr Krätze-Medikamente in Schleswig-Holstein
Die regionale Analyse der Barmer zeigt krasse Unterschiede in der Entwicklung der Verordnungen der Krätze-Medikamente zwischen den einzelnen Bundesländern. Dabei hat die Krankenkasse Verordnungen mit den Wirkstoffen Permethrin, Ivermectin und Benzylbenzoat ausgewertet. Die Zahl der Rezepte für diese Wirkstoffe hat den Angaben zufolge in Berlin „nur“ um 35 Prozent von 1013 auf 1363 zugelegt, in Schleswig-Holstein dagegen um 127 Prozent von 1595 auf 3617. Auch in Bremen hat sich die Zahl der Verordnungen von fast verdoppelt, allerdings auf niedrigem Niveau von 252 auf 500 Rezepte. In Rheinland-Pfalz stieg die Anzahl der Rezepte für Krätze-Medikamente um 89 Prozent von 1194 auf 2254. Die meisten Verordnungen sind im vergangenen Jahr den Angaben zufolge im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen ausgestellt worden. Dort wurden laut Barmer 26.758 mal Krätze-Medikamente verschrieben worden – 76 Prozent mehr als im Vorjahr.
Krankenkasse warnt vor Ansteckungsgefahr der Krätze
Die Dermatologin der Barmer warnt davor, dass Krätze sich sehr leicht überträgt. „Eine Ansteckung mit Krätze kann jeden treffen und hat nicht automatisch etwas mit Hygiene zu tun. Die Erkrankten können andere Menschen durch Körperkontakt schon anstecken, wenn sie noch keine Symptome aufweisen“, erklärt Petzold.
Besonders leicht kann sich die Krätzmilbe nach ihren Angaben in Kitas verbreiten. Da Krätzmilben außerhalb des menschlichen Körpers einige Tage überleben könnten, rät Petzold den Betroffenen und ihren Kontaktpersonen, jeden Tag Kleidung und Bettwäsche zu wechseln und sie bei mindestens 60 Grad zu waschen. Handtücher sollen nach ihren Angaben direkt nach Gebrauch ausgetauscht werden, nicht waschbare Dinge sollten ein bis zwei Wochen lang luftdicht verpackt werden. Es sei auch sinnvoll, Polstermöbel und Matratzen jeden Tag mit einem starken Staubsauger abzusaugen. „Man sollte außerdem den Körperkontakt mit an Krätze Erkrankten meiden und nicht im selben Bett schlafen“, rät die Krankenkassen-Ärztin.
Foto: DiepgenTL, Yihune G et al. Dermatology Online Atlas (www.dermis.net)