
Wasser und Seife reichen im Haushalt aus – Foto: ©jozsitoeroe - stock.adobe.com
Der Umsatz mit Desinfektionsmitteln ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Das berichten die Drogeriemarkt-Ketten. Ob als Pumpspray, Waschgel oder Feuchttuch - die Produkte versprechen, unerwünschten Bakterien den Garaus zu bereiten. Doch das Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) in Berlin warnt schon lange: Antimikrobielle Wirkstoffe gehören nicht in den Haushalt.
Zum Schutz vor schädlichen Mikroorganismen sei es ausreichend, die Grundregeln der Hygiene im Haushalt zu berücksichtigen und Reinigungsmittel ohne biozide Wirkstoffe zu verwenden. Im Klartext heißt das: Wasser und Seife reichen.
Desinfektionsmittel nur in medizinisch begründeten Situationen
Zu den Ausnahmen gehörten medizinisch begründete Situationen, in denen Desinfektionsmittel nach ärztlicher Beratung eingesetzt werden, um die Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern. Das könnte beispielsweise der Fall sein, wenn ein Familienmitglied an dem hochansteckenden Norovirus erkrankt sind.
„Für den Heimbedarf eines gesunden Menschen sind Desinfektionsmittel weitestgehend überflüssig“, meint auch der ärztliche Direktor des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene in Freiburg, Ernst Tabori. Gegenüber der Agentur dpa sagte er weiter, die Verbraucher könnten sich das Geld sparen: „Das ist für die Hersteller ein gutes Geschäft.“
Setzten die Verbrauchermärkte bis Mitte 2015 noch 18,2 Millionen Euro mit Desinfektionsmitteln um, waren es bis Mitte 2017 etwa 31,2 Millionen Euro. Das entspricht einem Plus von 71,2 Prozent, wird das Marktforschungsunternehmen Nielsen zitiert. Die Discounter verdreifachten sogar ihren Umsatz.
Desinfektionsmittel im Haushalt sind überflüssig bis schädlich
Desinfektionsmittel im Haushalt sind indes nicht nur überflüssig, von den Produkten können vielmehr gesundheitliche Risiken ausgehen. „Vor allem für empfindliche Leute und Menschen mit einer Neigung zu Allergien ist die unbegründete Anwendung von Desinfektionsmitteln nicht ratsam“, warnt Tabori. Laut BfR können die Inhaltsstoffe Allergien oder Ekzeme auslösen. Dazu kommt die Gefahr der Resitstenzbildung
Keime können Resistenzen gegen einen bioziden Wirkstoff ausbilden, wenn sie regelmäßig zu geringen, also nicht-tödlichen Konzentrationen des Wirkstoffs ausgesetzt sind, heißt es weiter beim BfR. Der Resistenzmechanismus bietet ihnen dann einen Überlebensvorteil gegenüber nicht-resistenten Mikroorganismen.
Resistenzen können weitergegeben werden
Bakterien und Hefen sind zudem in der Lage, genetische Informationen und somit auch Resistenzeigenschaften an andere Mikroorganismen weiterzugeben. Einige Wirkstoffe in Desinfektionsmitteln könnten die Resistenzentwicklung von Keimen gegen Antibiotika fördern - auch wenn die Erreger gegen den Wirkstoff selbst nicht resistent sind.
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