So selten waschen sich Männer die Hände

Männer nehmen es mit der Händehygiene offenbar nicht so genau
Der Absatz von Desinfektionsmitteln im Haushalt oder für unterwegs nimmt immer mehr zu. Doch die simpelste Methode gegen Krankheitserreger wird offenbar eher selten angewandt: Händewaschen. Dabei schützt nichts so einfach und effektiv vor Keimen wie die Reinigung der Hände mit Wasser und Seife: Untersuchungen zufolge lässt sich durch eine korrekt ausgeführte Handhygiene das Infektionsrisiko mit Viren und Bakterien um bis zu 99,9 Prozent verringern. Der Grund: Rund 80 Prozent aller ansteckenden Krankheiten werden über die Hände übertragen, mit denen wir im Durchschnitt 16 Mal pro Stunde unser Gesicht berühren. So gelangen die Keime durch Mund, Nase und Augen über die Schleimhäute in unseren Körper und entwickeln sich dort zur Infektion.
Kaum jemand wäscht seine Hände korrekt
Um zu untersuchen, wie es um die Händehygiene der Deutschen bestellt ist, haben nun Studierende der Fakultät für Angewandte Psychologie der SRH Hochschule Heidelberg im Rahmen eines Experimentalpraktikums die Besucher mehrerer öffentlicher Toiletten in und um Heidelberg beobachtet. Dabei stellten sie fest, dass kaum jemand seine Hände nach dem Toilettengang richtig wäscht.
Die SRH-Studenten schauten 1.000 Toilettenbesuchern auf die Finger: Rund sieben Prozent verzichteten gänzlich auf das Händewaschen, 27 Prozent wuschen ihre Hände nur mit Wasser und rund 58 Prozent benutzten Wasser und Seife, allerdings nicht mit der erforderlichen Gründlichkeit. Lediglich rund acht Prozent der Beobachteten reinigten ihre Hände in der Weise, wie es die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt, nämlich mindestens 20 Sekunden lang mit Wasser und Seife. Dabei sollten nicht nur die Handflächen, sondern auch die Fingerzwischenräume bedacht werden.
11 Prozent der Männer wuschen sich nach dem Toilettengang nicht die Hände
Auch zwischen den Geschlechtern bestand ein bedeutender Unterschied bei Händewaschen: Erschreckende 11 Prozent aller Männer verzichteten komplett auf die Reinigung; bei Frauen waren es „nur“ drei Prozent. Mit Wasser und Seife, allerdings ohne Berücksichtigung der Intensität, rückten immerhin 82 Prozent der untersuchten Frauen den Ansteckungskeimen auf den Leib. Bei den Männern waren es nur 51 Prozent. Der Handkontakt mit Männern birgt also ein höheres Übertragungsrisiko. „Dieser Unterschied hat uns schon schockiert“, gesteht die SRH-Studentin Jana Zeeb.
„Allein in Deutschland machte die Pharmaindustrie im Jahr 2016 mit Erkältungsmitteln einen Umsatz von über 700 Millionen Euro. Nicht nur die Kosten für den einzelnen, sondern auch für Gesellschaft und Wirtschaft sind enorm“, erklärt Professor Frank Musolesi, Leiter der Beobachtungsstudie. Auch die Arbeitsunfähigkeitstage bedeuten Produktionsausfälle in Höhe von mehreren Milliarden Euro für die deutsche Wirtschaft. „Dabei lassen sich Infektionskrankheiten durch regelmäßiges Händewaschen wirksam und kostengünstig vermeiden, und dies ganz ohne Nebenwirkungen“, so Musolesi. Die aktuelle Studie zeigt, dass hier noch großer Nachholbedarf besteht.
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