Dekubitus und chronische Wunden: Erstmals Vorteile der Vakuumtherapie belegt

Bei Chronische Wunden und Dekubitus ist die Vakuumtherapie offenbar effektiver als die Standardbehandlung – Foto: ©auremar - stock.adobe.com
In Kliniken hat die Vakuumversiegelungstherapie (VVS) seit 20 Jahren einen festen Platz. Kliniken nutzen die Vakuumtherapie zur Behandlung von Dekubitus, schwer heilenden chronischen Wunden und großflächigen Wunden. Allerdings fehlten bislang Daten zum Nutzen bzw. Risiko der Therapie. Nachdem der Hersteller KCI (Acelity) nun ausreichend Informationen nachgereicht hat, hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) eine Neubewertung vorgenommen. Demnach gibt es bei der sekundären Wundheilung Hinweise auf einen höheren Nutzen der VVS im Vergleich zur Standardbehandlung. Bei der primären Wundheilung, zu der das Institut jetzt die vorläufige Bewertung vorstellt, fallen die Ergebnisse zwar ebenfalls zugunsten der Vakuumtherapie aus – die Unterschiede sind laut IQWIG „aber deutlich geringer.“
Was ist der Unterschied zwischen primärer und sekundärer Wundheilung?
Von einer primären Wundheilung ist nach Operationen die Rede. Die Wundränder liegen bündig an, so dass sie zusammengenäht werden können. Die sekundäre Wundheilung bezieht sich dagegen auf alle (chronischen) Wunden, die ohne chirurgischen Schnitt entstanden sind. Gewebe muss sich neu bilden, die Wunde muss sich zusammenziehen, im Extremfall bedarf es einer Hauttransplantation.
Wie funktioniert die Vakuumtherapie?
Die Vakuumtherapie kommt bei beiden Indikationen, also Operationswunden und chronischen Wunden zum Einsatz. Hierbei wird die Wunde luftdicht mit einem Verband abgedeckt, an dem über einen dünnen Schlauch eine Pumpe angeschlossen ist. Diese saugt ständig Wundflüssigkeit ab, wodurch im Wundbereich ein Unterdruck entsteht. Dies soll die Durchblutung der Wunde erhöhen. Zudem bleibt die Wunde feucht, was die Heilung ebenfalls fördern soll.
Mehr Wunden heilen schneller
Die Auswertung der vorgelegten Daten zeigt: Im Vergleich zur Standardtherapie verläuft die sekundäre Wundheilung deutlich schneller und Wunden wie etwa ein Dekubitus heilen häufiger. Beim Wundverschluss bzw. der Wundheilung schneidet die Vakuumtherapie also deutlich besser ab als die übliche Wundversorgung. Bei anderen Kriterien wie etwa Schmerzen, Lebensqualität, Amputationshäufigkeit oder Sterblichkeit konnte das IQWIG indes weder Vorteile nach Nachteile erkennen.
Bei der Indikation „primäre Wundheilung“ von Operationswunden traten dem Bericht nach unter der Vakuumtherapie weniger Wundinfektionen auf. Das IQWiG sieht hier einen „Anhaltspunkt“ für einen höheren Nutzen der VVS. Ansonsten konnte das IQWIG keinen Zusatznutzen erkennen: Weder bei der Wundheilung noch bei der Komplikationsrate insgesamt. Dies ist aber nur ein vorläufiges Ergebnis der Nutzenbewertung. Bis zum 29. April können schriftliche Stellungnahmen eingereicht werden.
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