Das denken die Deutschen über In-Vitro-Fleisch

In-Vitro-Fleisch ist von echtem Fleisch kaum zu unterscheiden – Foto: © AOK Mediendienst
Die Debatte um Tierwohl und Nachhaltigkeit spiegelt sich auch in den Supermärkten wider. Veganer Käse, vegetarische Wurst und tierfreies Fleisch haben ihren Platz in den Regalen gefunden. Bislang werden diese Produkte überwiegend aus Soja, Kokosöl oder Weizen hergestellt. Anders in Singapur, wo 2020 die erste Zulassung von in-vitro-Fleisch in Form von Chicken-Nuggets erfolgte. In-vitro-Fleisch wird aus Stammzellen von Tieren hergestellt, die im Labor dann zu Fleisch weiter gezüchtet werden. Rein vegetarisch ist die Fleischalternative also nicht.
Tiere sind nur Stammzellspender
Doch für Fleisch aus der Zellkultur muss kein Tier getötet werden, von Massentierhaltung ganz zu schweigen. Im Vergleich zu konventionellem Fleisch ist die Produktion von In-vitro-Fleisch auch wesentlich nachhaltiger, denn man benötigt beispielsweise weniger Fläche und Wasser für die Aufzucht der Tiere und für die Futterherstellung.
In Deutschland ist In-vitro-Fleisch noch nicht zum Verzehr zugelassen. „Ob und inwieweit es sich in Deutschland durchsetzt, hängt neben rechtlichen und technischen Herausforderungen stark von der Akzeptanz der Konsumentinnen und Konsumenten ab“, erklärt Dr. Florian Fiebelkorn von der Universität Osnabrück. Wie es um die Akzeptanz des Fleischersatzes hierzulande bestellt ist, hat der Biologiedidaktiker nun in einer Umfrage erforscht.
Mehrheit würde Fleisch aus der Zellkultur probieren
Rund 500 Erwachsene aus Deutschland nahmen an der Fragebogen-Studie teil. Dabei zeigte sich zunächst, dass nur jede dritte Befragte überhaupt zuvor von In-vitro-Fleisch gehört hatte. Durch die Beschreibung eines In-vitro-Fleisch-Burgers gaben dann aber immerhin 65 Prozent an, ein solches Produkt probieren zu wollen. 50 Prozent konnten sich vorstellen, den Burger zu kaufen und 47 Prozent stimmten sogar zu, dass sie einen solchen Burger öfter anstelle herkömmlichen Fleischs nutzen würden.
Skepsis gegenüber neuen Herstellungsverfahren
Die Motivation, einen In-vitro-Fleisch-Burger zu essen, hängt demnach stark von der persönlichen Einstellung und dem gefühlten Druck von wichtigen Bezugspersonen ab. Die Angst vor neuartigen Herstellungsverfahren von Lebensmitteln erwies sich unterdessen als größtes Hindernis, in-vitro-Fleisch zu konsumieren.
Die Autoren um Florian Fiebelkorn ziehen aus den Umfrageergebnissen den Schluss, „dass Marketingstrategien zur Steigerung der Akzeptanz von In-vitro-Fleisch vermehrt auf Ähnlichkeiten zu konventionellem Fleisch und die Vorteile für die Umwelt eingehen sollten.“ Aber auch die Herstellungsverfahren und ihre Vor- und Nachteile gegenüber konventioneller Fleischproduktion sollten möglichst transparent kommuniziert werden, um Konsumenten vom Fleisch aus der Zellkultur zu überzeugen.