Das ändert sich durch die neue S3-Leitlinie Speiseröhrenkrebs

Neue Evidenz: Die S3-Leitlinie Speiseröhrenkrebs wurde aktualisiert – Foto: © Adobe Stock/Uzhursky
Speiseröhrenkrebs gehört zu den Krebserkrankungen mit einer schlechten Prognose: Nicht einmal jeder fünfte Betroffene überlebt die nächsten fünf Jahre nach Diagnose.
Eine realistische Chance auf Heilung besteht, wenn der Tumor auf die Schleimhaut begrenzt ist. In diesen Fällen können Ärzte den Krebs endoskopisch operieren. Ist der Tumor bereits tiefer eingewachsen, kann in manchen Fällen die komplette Speiseröhre entfernt und so das Überleben verbessertwerden. Das Verfahren nennt sich Ösophagektomie. Da sich die Speiseröhre (Ösophagus) nahe am Bronchialsystem und an der Lunge befindet, sind die technischen Anforderungen an einen solchen Eingriff hoch.
Ösophagektomie besser minimal-invasiv
Die Ösophagektomie und die Rekonstruktion der Speiseröhre können entweder minimalinvasiv oder in Kombination mit offenen Verfahren durchgeführt werden. „Neue Daten zeigen, dass hierbei die minimalinvasive oder Hybrid-Technik gegenüber dem offenen Verfahren Vorteile hat. Patientinnen und Patienten haben beispielsweise weniger postoperative Komplikationen, eine verbesserte Lebensqualität und zudem eine verbesserte Prognose“, erläutert Leitlinien-Koordinator Professor Dr. Rainer Porschen aus Osterholz. Die neuen Erkenntnisse wurden nun auch in der aktualisierten S-3-Leitline berücksichtigt. Die Leitlinie soll dazu beitragen, für Betroffene mit Speiseröhrenkrebs eine angemessene und evidenzbasierte Gesundheitsversorgung sicherzustellen.
Stents können zu Komplikationen führen
Eine weitere Änderung betrifft das Setzen von Stents. Dieser Eingriff wird bei inoperablen Tumoren vorgenommen, um die Speiseröhre offen zu halten. Schluckstörungen und die Aufnahme von Nahrung sollen damit verbessert werden. Jedoch hilft ein Stent nicht allen Patienten. Porschen: "Krebsbetroffene, bei denen eine präoperative Radiochemotherapie mit anschließender Operation geplant ist, profitieren beispielsweise nicht von einer Stentimplantation. Neue Studien zeigen, dass bei dieser Gruppe von Patientinnen und Patienten Komplikationen auftreten können und die 3-Jahres-Überlebensrate schlechter ausfiel, wenn sie einen Stent erhielten. Der Einsatz sollte demnach gut abgewogen werden.“
Speiseröhrenkrebs ist ein Krebs der Männer
Beim Ösophaguskarzinom werden zwei Gruppen unterschieden: Das Plattenepithelkarzinom tritt in der Speiseröhre meist in Höhe des Hals- und Brustbereichs auf. Adenokarzinome entstehen in der Regel im unteren Speiseröhrenabschnitt, der in den Magen mündet. Der Tumor versursacht im frühen Stadium kaum Beschwerden, deshalb wird er meist erst in einem fortgeschritteneren Stadium diagnostiziert. Nach den Krebsregisterdaten des Robert Koch-Instituts sind im Jahr 2020 in Deutschland 1.800 Frauen und 6.100 Männer neu an Speiseröhrenkrebs erkrankt.