COVID-19: Wann Impfen für stillende Mütter sinnvoll ist

COVID-19-Impfung für stillende Mütter: Nutzen überwiegt Bedenken – vor allem bei Patientinnen mit bestimmten Grunderkrankungen. – Foto: ©Oksana Kuzmina - stock.adobe.com
Im Zusammenhang mit der bevorstehenden COVID-19-Impfung der Bevölkerung gibt es verschiedene Arten von Risikogruppen. Die einen besitzen wegen Vorerkrankungen, aus Altersgründen oder von Berufs wegen ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe: Deshalb wird ihnen zu einer Impfung ausdrücklich geraten. Zu diesem Personenkreis zählen Personen über 80, Medizin- und Pflegepersonal, Demenzpatienten oder Menschen, die ein Spenderorgan in sich tragen. Die anderen haben das Gefühl, dass von der Impfung als solche zunächst eine größere Gefahr ausgehen könnte und deshalb abzuwägen ist. Hierzu zählen beispielsweise Menschen, die gegen Bestandteile von Impfstoffen allergisch sind. Und: stillende Mütter.
mRNA-Impfstoffe: „Kein erhöhtes Risiko für Stillende oder Säugling“
„Nach bisherigem Kenntnisstand ist mit der Verabreichung von Nicht-Lebendimpfstoffen während der Stillzeit kein erhöhtes Risiko für die Stillende oder den Säugling verbunden“, heißt es bei der „Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe“ (DGGG). Auch die Ständige Impfkommission (STIKO) hält es für unwahrscheinlich, dass eine Impfung der Mutter während der Stillzeit ein Risiko für den Säugling darstellt.
Fachgesellschaften: Keine Routine-Impfung von Stillenden
Trotzdem spricht die DGGG folgende Grundsatz-Empfehlung aus: „Eine grundsätzliche Routineimpfung aller Stillenden wird derzeit auch auf Basis der aktuell limitierten Impfstoffressourcen mehrheitlich von den Fachgesellschaften nicht empfohlen.“ Dies liegt insbesondere daran, dass die COVID-19-Impfstoffe frisch entwickelt und gerade erst zugelassen sind und bisher keine aussagekräftigen Studien zu diesem Personenkreis vorliegen. So fehlen der DGGG zufolge Daten dazu, ob und wie viel mRNA-Impfstoff(bestandteile) durch Muttermilch auf den gestillten Säugling übergehen. Auch sei der Einfluss auf die Produktion und Sekretion von Muttermilch nicht geklärt.
Müttern aus diesen Risikogruppen wird die Corona-Impfung empfohlen
Trotzdem gibt es auch Frauen, die Grund haben, sich eine Impfung ernsthaft zu überlegen: Nämlich dann, wenn sie zu dem Personenkreis gehören, der im Fall einer Infektion mit dem Coronavirus besonders verwundbar wäre und für einen schweren COVID-19-Verlauf besonders anfällig. Als Risikofaktoren gelten folgende Erkrankungen der stillenden Mutter:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- chronische Lungenerkrankungen
- Autoimmunerkrankungen
- ein geschwächtes Immunsystem
- Diabetes
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- starkes Übergewicht (Adipositas).
(Quelle: DGGG)
Antikörper der Mutter: Impfschutz für den Säugling
Bei diesen Risikofaktoren „überwiegt der potenzielle Nutzen der Impfung die theoretischen Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der Impfung deutlich“, so der Rat der DGGG. Nach Einschätzung der Fachgesellschaft ist der Impfschutz für stillende Mütter, die sich impfen lassen, genauso hoch wie bei nicht-stillenden Frauen. Weiterer Vorteil: Durch eine Impf-Immunisierung der Mutter gebildete Antikörper seien geeignet, das Risiko für eine Infektion des Kindes zu minimieren und stellten „einen potenziellen Impfschutz des Säuglings dar“. Virusspezifische Antikörper gegen SARS-CoV-2 konnten Studien zufolge in Muttermilch von Frauen mit aktiver oder durchgemachter SARS-CoV-2-Infektion in der Schwangerschaft nachgewiesen werden.
Tipps zum Stillen bei Corona-Impfung
Internationalen Empfehlungen zufolge ist es nicht nötig, im Zusammenhang mit einer Corona-Impfung den Stillbeginn hinauszuzögern, das Stillen zu unterbrechen oder nach der Impfung abzustillen. Die DGGG rät: „Bei erhöhtem Sicherheitsbedürfnis der Stillenden kann eine individuelle Festlegung eines still-freien Zeitraums von ein bis drei Tagen nach der Impfung in Erwägung gezogen werden.“
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