Coronavirus: Viele Pflegekräfte aus Osteuropa bleiben zu Hause

Viele Pflegebedürftige sind auf Pflgekräfte aus dem Ausland angewiesen – Foto: ©Peter Maszlen - stock.adobe.com
Nach Expertenschätzungen arbeiten in bis zu 300.000 deutschen Haushalten häusliche Pflegekräfte aus osteuropäischen Ländern, viele von ihnen schwarz. Durch die Coronakrise machen sich die Pflegerinnen und Pfleger nun Sorgen und wollen zum Teil nicht mehr nach Deutschland kommen. „Wir rechnen damit, dass ab Ostern 100.000 bis 200.000 Menschen schrittweise nicht mehr versorgt sind, dass sie alleine zuhause bleiben und dass sie dann in Altenheimen oder Kliniken versorgt werden müssen“, kommentierte der Geschäftsführer des Verbandes für häusliche Betreuung und Pflege (VHBP) Frederic Seebohm im „Report Mainz“ die Entwicklung.
Pflegekräfte aus Osteuropa dürfen Grenze passieren
Dabei dürfen osteuropäische Betreuungskräfte, die Pflegebedürftige in Deutschland in ihrem Zuhause versorgen, weiterhin nach Deutschland einreisen, wie das Bundesinnenministerium kürzlich noch einmal betonte. Grundlage der Einreiseerlaubnis für Pflegekräfte sind die „Leitlinien für Grenzmanagementmaßnahmen zum Schutz der Gesundheit und zur Sicherstellung der Verfügbarkeit von Waren und wesentlichen Dienstleistungen“, die die Europäische Kommission am 16. März 2020 veröffentlicht hat.
Darin heißt es: „Die Mitgliedstaaten sollten Grenzpendlern den Grenzübertritt gestatten und erleichtern, insbesondere, aber nicht nur denjenigen, die im Gesundheits- und Lebensmittelsektor sowie anderen wesentlichen Dienstleistungsbereichen tätig sind (zum Beispiel Kinderbetreuung, Altenpflege, unerlässliches Personal in Versorgungsunternehmen), damit sie ihrer beruflichen Tätigkeit weiter nachgehen können.“
Mangelnde Transportmöglichkeiten und lange Wartezeiten
Das Problem für die Pflegekräfte sind neben der Sorge um die Gesundheit aber auch die Transportmöglichkeiten. Flüge wurden abgesagt, Busunternehmen haben ihre Fahrten eingestellt. Und wer doch noch nach Deutschland kommt, muss mit stundenlangen Wartezeiten an den Grenzen rechnen. Wer schwarz arbeitet, reist zudem als Privatperson. In Polen bedeutet das, dass man für 14 Tage in Quarantäne muss. Grund genug für viele, auf die vergleichsweise gut bezahlte Arbeit in Deutschland zu verzichten.
Experten warnen nun: Wenn die Zahl der osteuropäischen Pflegekräfte in Deutschland stark zurückgeht, droht eine riesige Versorgungslücke in der ambulanten Pflege. Und stationäre Altenheime werden die große Zahl an Betroffenen nicht aufnehmen können.
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