Corona-Impfstoffe: Was 95 Prozent Wirksamkeit bedeutet

Die Wirksamkeit eines COVID-19-Impftsoffs wird anhand der Zahl der infizierten Studienteilnehmer errechnet – Foto: ©Tobias Arhelger - stock.adobe.com
In Deutschland sind bislang zwei COVID-19-Impfstoffe zugelassen: Der Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer erhielt am 20. Dezember 2020 die Zulassung von der EU-Kommission, der Impfstoff "Covid-19 Vaccine Moderna" von Moderna am 6. Januar 2021. In beiden Fällen handelt es sich um einen sogenannten mRNA-Impfstoff, der zweimal verabreicht werden muss.
Anders als herkömmliche Vakzine enthalten mRNA-Impfstoffe keine Virusbestandteile, sondern den genetischen Bauplan für ein Eiweiß auf der Oberfläche des Coronavirus SARS-CoV-2. Durch die Impfung gelangt dieser Bauplan über Fett-Nanokörperchen in die Körperzellen. Dort wird dann für kurze Zeit das Corona-Protein (S-Protein) hergestellt. Das Immunsystem bildet daraufhin Antikörper und T-Zellen gegen das fremde Protein, die bei einer späteren Infektion das Coronavirus erkennen und bekämpfen können. Wie lange der Impfschutz andauert, ist momentan noch von keinem der beiden Impfstoffe bekannt.
Wirksamkeit ist eine relative Risikoreduktion
Beide Impfstoffe sind aufgrund von Studien zugelassen worden, in denen jeweils eine Hälfte der Teilnehmer den Impfstoff und die andere Hälfte ein Placebo (Kochsalzlösung) gespritzt bekam. Anschließend hat man geschaut, wie viele Probanden in den jeweiligen Gruppen an COVID-19 erkrankten. Unter den Geimpften gab es in beiden Studien signifikant weniger Erkrankungsfälle, was auf die hohe Wirksamkeit der Impfstoffe schließen lässt.
Comirnaty von Biontech
Comirnaty von Biontech wurde in einer Studie mit 43.500 Teilnehmern zwischen 12 und 91 Jahren untersucht, das heißt gut 21.000 Menschen erhielten den Impfstoff. Dessen Wirksamkeit geben die Hersteller mit 95 Prozent an. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Impfung bei 95 von 100 Geimpften wirksam wäre. Bei den 95 Prozent handelt es sich um eine relative Risikoreduktion bezogen auf die Zahl der Infizierten. In der Biontech-Studie erkrankten von 10.000 Probanden 93 aus der Placebogruppe und 5 aus der Impfgruppe an Corona. Damit kann die Impfung das Risiko für eine Infektion um 95 Prozent senken (Quotient aus 5 und 93).
Einfacher zu verstehen wäre das Rechenbeispiel mit einer Wirksamkeit von 50 Prozent. Die würde bedeuten: Wenn sich zwei von 100 Ungeimpften mit Corona infizieren, wären es in der Gruppe der Geimpften nur halb so viele, nämlich eine Person.
Der Biontech-Impfstoff ist jedoch besser als 50 Prozent. In der Altersgruppe der 16- bis 55-jährigen betrug die Wirksamkeit alias Risikoreduktion 96 Prozent, bei den über 55-jährigen 94 Prozent.
Moderna
Ähnlich sieht es beim Moderna-Impfstoff aus, der in einer Studie mit 30.000 Teilnehmern zwischen 18 und 95 Jahren untersucht wurde. In der Altersgruppe der 18- bis 55-jährigen betrug die Wirksamkeit 96 Prozent, bei den über 55-jährigen aber nur 86 Prozent. Über alle Altersgruppen hinweg reduziert der Impfstoff das Infektionsrisiko um 94 Prozent. In ganzen Zahlen auf jeweils 10.000 Teilnehmer gerechnet: in der Placebo-Gruppe erkrankten 133 und in der Impfgruppe 8 Menschen an Corona.
Moderna konnte schwere COVID-19-Verläufe zu 100 Prozent verhindern
Schwere COVID-19-Verläufe gab es in der Moderna-Studie lediglich in der Placebogruppe (22), bei Geimpften traten keine auf. Die prozentuale Verringerung für einen schweren Krankheitsverlauf liegt damit bei 100 Prozent. Zu schweren COVID-19-Verläufen wurden Sauerstoffbehandlung, Kreislaufschock, Lungenversagen, intensivmedizinische Behandlung und Tod gerechnet. Aus Mangel an derartigen Ereignissen, lässt sich diesbezüglich keine Aussage zur Wirksamkeit des Biontech-Impfstoffs treffen.
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