Chemosaturation neue Therapieoption bei Leberkrebs
Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 8.400 Menschen neu an Leberkrebs. Nur jeder zehnte Patient überlebt die nächsten fünf Jahre. Mit einem neuen Verfahren der so genannten Chemosaturation gehen Ärzte jetzt primäre Lebertumore und Metastasen in der Leber an, wenn andere Therapien ausgeschöpft sind. Hierbei handelt es sich um eine lokal begrenzt wirkende, hochdosierte Chemotherapie, die über einen Katheter direkt in die Leber geleitet wird.
Wenige deutsche Kliniken bieten neue Therapie
In Deutschland wurde die Chemosaturation-Therapie erstmals im Februar 2013 am Universitätsklinikum Frankfurt am Main eingesetzt. Inzwischen wird das äußerst aufwändige Verfahren an einigen wenigen deutschen Kliniken angeboten. „Im Gegensatz zur herkömmlichen Chemotherapie können wir hier eine wesentlich höhere Dosierung einsetzen – denn die Therapie wirkt lokal begrenzt; praktisch nur die Leber kommt in Kontakt mit der chemotherapeutischen Substanz“, erläutert Prof. Dr. Roland Brüning, Chefarzt der Radiologie der Asklepios Klinik Barmbek die Vorteile des Verfahrens.
Chemosaturation: Chemikalien gelangen nicht in andere Organe
Damit das Chemotherapeutikum nicht in den Blutkreislauf und an benachbarte Organe gelangt, wird das chemisch behandelte Blut der Leber über ein Kathetersystem abgesaugt, in einem Filter außerhalb des Körpers gereinigt und dann der Leber wieder zugeführt. Die Leber sei zur Chemosaturation-Therapie sehr gut geeignet, da die spezielle Anatomie die nahezu vollständige Isolation des Organs vom Körperkreislauf ermögliche, sagt Professor Brüning, der das neue Verfahren erstmals im Oktober 2013 in der Asklepios Klinik Barmbek bei einer 38-jährigen Patientin einsetzte. „So kommen andere Organe fast nicht mit den Zytostatika in Berührung, was eine höhere Dosierung der Chemotherapie ermöglicht und gleichzeitig Nebenwirkungen deutlich minimiert.“
Intensive Schulung für Chemosaturation nötig
Ärzte und Wissenschaftler der Frankfurter Uniklinik hatten das Verfahren gemeinsam mit der US-amerikanischen Firma Delcath entwickelt. Nach Auskunft von Prof. Thomas J. Vogl, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Uniklinik Frankfurt, bedarf es einer intensiven Schulung des ärztlichen und pflegerischen Personals, um die Chemosaturation-Therapie durchführen zu können. Frankfurter Mediziner hatten auch den Barmbeker Kollegen bei ihrem ersten Eingriff im Oktober zur Seite gestanden.
In Zukunft könnte das Verfahren ausgeweitet werden
Der Eingriff dauert etwa drei Stunden und wird derzeit nur in Einzelfällen von den Kassen bezahlt. Prof. Thomas J. Vogl, der an der Entwicklung mitgewirkt hat, sieht in dem Verfahren eine vielversprechende Behandlungsalternative: „Diese Technologie hat signifikantes Potenzial, Krebs in der Leber zu kontrollieren.“ Zudem wollen die Frankfurter Krebsspezialisten die Rolle des Verfahrens auch bei anderen Tumorarten untersuchen, dazu gehöre etwa der Einsatz bei Brustkrebs.
Bild: Asklepios Klinik Barmbek