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Neue Testsubstanz soll radioaktive Therapie gegen inoperable Lebermetastasen verbessern

Montag, 11. Februar 2019 – Autor:
Inoperable Lebermetastasen werden seit geraumer Zeit mit radioaktiv beladenen Kügelchen bekämpft. Eine neue Testsubstanz soll deren Applikation noch sicherer machen. Am Universitätsklinikum Dresden wurde die Substanz jetzt weltweit zum ersten Mal bei einem Patienten eingesetzt.
Inoperable Lebermetastasen, neue Therapie

Inoperable Lebermetastasen: SIRT ist eine Alternative zur Operation. Dabei werden radioaktiv beladene Kügelchen in die Leber gebracht – Foto: ©peterschreiber.media - stock.adobe.com

Mit der „Selektiven Internen Radio-Therapie“ – kurz SIRT lässt sich das Wachstum von Lebermetastasen in vielen Fällen wirksamen bremsen. Bei dieser minimalinvasiven Therapie werden radioaktive Kügelchen über einen Katheter in die Leber eingebracht. Dort geben die sogenannten Mikrosphären dann eine radioaktive Strahlung ab, die das kranke Gewebe so stark schädigt, dass es abstirbt. Die Kunst besteht darin, die Sphären so präzise in den Tumorherden zu platzieren, dass gesundes Gewebe der Leber nicht geschädigt wird. Holmium-166 würd in den gesunden Teilen der Leber großen Schaden anrichten. Daher müssen Mediziner vorher eine Testsubstanz verabreichen, mit der sie die genaue Verteilung der Blutgefäße in der Leber und im Tumor erkennen können.

Präziser und darum schonender für die Leber

Bisher stand dafür eine Testsubstanz zur Verfügung, die zwar der radioaktiven Substanz Holmium-166 ähnelte, jedoch nicht identisch war. Im Januar wurde nun ein neuer Teststoff zugelassen, der dem Therapeutikum in Größe und Dichte entspricht.

„Nun können wir noch genauer bestimmen, wie sich das Holmium-166 in der Leber verteilt und ob es genau an die Stelle in der Leber gelangt, wo wir den Tumor und die Metastasen bekämpfen wollen“, sagt Prof. Ralf-Thorsten Hoffmann, Direktor des Instituts für diagnostische und interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Dresden. "So können wir den Tumor bestmöglich schädigen, ohne dabei die gesunde Leber anzugreifen.“ 

Neuer Teststoff erst im Januar zugelassen

Hoffmann und sein Team haben das neue Verfahren Anfang Februar erstmals bei einem 65-jährigen Patienten angewendet. Es war eine Weltpremiere, sagen die Ärzte. Und nicht die erste: Im April 2017 setzten die Dresdner Ärzte weltweit zum ersten Mal Sphären aus Kunststoff ein, die mit Holmium-166 beladen sind. Zuvor wurde ausschließlich mit den Beta-Strahlern Yttrium-90 mit aus Glas oder Kunstharz bestehenden Kügelchen als Trägersubstanz gearbeitet.

Die Kügelchen aus Kunststoff haben lediglich einen Durchmesser von 20 bis 30 Mikrometern – was etwa der drei- bis vierfachen Größe von Blutplättchen entspricht. Ärzte schleusen die winzigen Sphären per Katheter in die Arterien des betroffenen Organs ein. Aufgrund ihrer Größe passieren die Kügelchen das gesunde Gewebe, verstopfen jedoch kleinere Blutgefäße der Tumore oder Metastasen und verringern so deren Durchblutung. Dieses „Aushungern“ wird Embolisation genannt. Außerdem geben die in den Gefäßen steckenbleibenden Mikrosphären radioaktive Strahlung ab, die das kranke Gewebe zusätzlich abtöten.

SIRT ist eine Alternative für inoperable Lebermetastasen

SIRT wird ausschließlich bei Patienten mit inoperablen Lebermetastasen und Lebertumoren eingesetzt. Nur Zentren, die über eine Nuklearmedizin und interventionelle Radiologie verfügen, bieten die „Bestrahlung von innen“ an.

Foto: © peterschreiber.media - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
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