Bayern bestätigt ersten Coronavirus-Fall in Deutschland

Ein 33-Jähriger Mann aus Bayern hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Er liegt derzeit isoliert in einem Schwabinger Krankenhaus
In Bayern gibt es den ersten Coronavirus-Fall in Deutschland. Das bestätigte am Montagabend das bayerische Gesundheitsministerium. Der Patient befindet sich nach Angaben der "Task Force Infektiologie" des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) klinisch in einem guten Zustand. Er wird derzeit in einer Schwabinger Klinik medizinisch überwacht und ist isoliert.
Bei dem Betroffenen soll es sich um einen 33-jährigen Mitarbeiter des Automobilzulieferers "Webasto" handeln. Die engen Kontaktpersonen werden ausführlich aufgeklärt und über mögliche Symptome, Hygienemaßnahmen und Übertragungswege informiert, heißt es vom Ministerium. Einzelheiten zu dem Fall wurden am heutigen Dienstag auf einer Pressekonferenz bekanntgegeben.
Betroffener hat sich bei Chinesin angesteckt
Nach ersten Informationen soll sich der Mann bei einer chinesischen Kollegin angesteckt haben, die offenbar auf einer Dienstreise ist. Sie sei derzeit zu Gast bei der Firma Webasto und habe dort gemeinsam mit dem Betroffen an einer Schulung teilgenommen, teilte der Präsident des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Andreas Zapf, am Dienstagvormittag mit. Sie selbst hat sich möglicherweise bei ihren Eltern angesteckt, die aus Wuhan stammen, wo die Lungenkrankheit zuerst ausgebrochen war.
Erste Krankheitssymptome traten bei dem Betroffenen am Wochenende auf. Am Montag habe er sich aber besser gefühlt, so dass er zur Arbeit ging. Wegen seiner grippeartigen Symptome wurde er dennoch auf das Coronavirus getestet. Am Montagabend gegen 20.30 konnte der erste Verdachtsfall dann bestätigt werden.
Behörden rechnen mit weiteren Fällen in Deutschland
Das Risiko für die Bevölkerung in Bayern, sich mit dem neuartigen Coronavirus zu infizieren, wird von der "Task Force Infektiologie" des LGL und vom Robert Koch-Institut (RKI) dennoch weiterhin als gering erachtet. Mit einem Import von einzelnen Fällen nach Deutschland müsse aber gerechnet werden, heißt es beim RKI. Auch einzelne Übertragungen in Deutschland seien möglich. Die Gefahrenlage für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland könne sich kurzfristig durch neue Erkenntnisse ändern.
In China steigen die Fallzahlen derzeit in Tausenderschritten, weshalb das RKI keine Angaben mehr zu bestätigten Coronavirus-Fällen macht. Am Freitag war noch von rund 800 Fällen in China die Rede. Medien berichteten am Sonntag schon von über 4.000 Coronavirus-Infizierten.
Die chinesischen Behörden reagieren mit drastischen Mitteln und riegeln ganze Metropolen ab. Immer mehr Länder starten eine Evakuierung von Landsleuten. Auch das Auswärtige Amt will 90 Deutsche aus Wuhan ausfliegen.
Lungenerkrankung nur selten tödlich
Eine Infektion mit dem neuen Coronavirus äußert sich durch Fieber, Husten, Atembeschwerden und Kurzatmigkeit. Schwerere Erkrankungen verlaufen als Lungenentzündung, akutes Lungenversagen (acute respiratory distress syndrome, ARDS) oder Nierenversagen. In Einzelfällen kann die Infektion tödlich verlaufen. In China soll das Coronavirus inzwischen rund 100 Menschen das Leben gekostet haben. Eine Therapie gibt es nicht. Die Behandlung erfolgt symptomatisch. Wie schwer die Infektion verläuft, hängt maßgeblich vom Immunsystem ab.