Antidepressiva: Verschreibung in zehn Jahren verdoppelt

Frauen bekommen mehr Antidepressiva verschrieben - aber die Männer holen auf. – Foto: ©elenabsl - stock.adobe.com
Statistisch gesehen bekam jeder Beschäftigte im vergangenen Jahr für durchschnittlich zwei Wochen Antidepressiva verschrieben. Die verschriebene Menge hat sich damit seit 2007 mehr als verdoppelt. Dies ergibt sich aus Zahlen des "Gesundheitsreports 2017“ der Techniker Krankenkasse (TK). 43 Prozent der Beschäftigten fühlen sich nach einer Stress-Studie der TK abgearbeitet und verbraucht. Jeder vierte von ihnen erlebt demnach die Stressbelastung bereits als so ungesund, dass die gängigen Methoden nicht mehr ausreichen, um abzuschalten und sich im Alltag körperlich, geistig und seelisch zu regenerieren.
Frauen nehmen mehr Antidepressiva – Männer holen auf
"Frauen bekommen insgesamt weniger Medikamente, aber mehr Antidepressiva verordnet als Männer. Bei männlichen Beschäftigten steigt das Volumen jedoch schneller“, erklärt Albrecht Wehner, verantwortlich für die Gesundheitsberichterstattung der TK. Nach seinen Aussagen erhielten Männer im Jahr 2016 im Schnitt für 10,5 Tage Medikamente gegen Depressionen (114 Prozent mehr als 2007). Bei Frauen sei die verordnete Dosis im selben Zeitraum ‚nur' um 93 Prozent gestiegen: von 8,7 Tageseinheiten auf 16,8.
Immer und überall arbeiten: Digitalisierung produziert Stress
Als zentrale Ursache für den Verschleiß an Arbeitskraft identifiziert die TK-Studie den Wandel hin zur digitalen Arbeitswelt und dessen Folgen für Arbeitsbelastung und Alltag. "Die digitale Arbeitswelt führt dazu, dass wir nahezu immer und überall arbeiten können“, sagt TK-Fachmann Wehner weiter. „ Anders als unsere digitalen Arbeitsmittel können die Beschäftigten aber nicht einfach aufgeladen werden, wenn die Energie ausgeht. Wer wartet bis der innere Akku bei null Prozent ist, wird krank."
Empfehlungen für eine gesunde Arbeitswelt 4.0
Damit die digitale Arbeitsgesellschaft nicht Krankheit produziere und Gefahr laufe, sich ihrer eigenen Ressourcen zu berauben, ruft die TK Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf, die Prävention stressbedingter Erkrankungen oben viel stärker ernst zu nehmen als bisher. Ausgleichsstrategien, Achtsamkeit, Resilienz und Burnout-Prophylaxe seien wichtige Themen für das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM). „Nur auf die Stressresistenz der Beschäftigten einzuwirken, damit sie mit ungesunden Arbeitsabläufen besser zurechtkommen, reicht aber nicht aus“, sagt TK-Gesundheitsexperte Wehner. "Die bessere Strategie ist natürlich, bei den Ursachen anzusetzen und Arbeitsläufe besser zu gestalten und in der Freizeit für Ausgleich zu sorgen."
Gerade in der Urlaubszeit sollte man die Gelegenheit nutzen, den Kopf frei zu bekommen und abzuschalten, so d Empfehlungen der TK. Auszeiten böten sich an, um den eigenen Lebensstil zu hinterfragen, neue Dinge auszuprobieren, zum Beispiel eine neue Sportart oder ein Entspannungstraining.
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