Antidepressiva: EEG kann Hinweise auf Wirkung liefern

Bei Depressionen zeigen Antidepressiva oft gute Wirkung
Bei Depressionen sind Antidepressiva das Mittel der Wahl, doch aufgrund der Vielzahl der Medikamente und der unterschiedlichen Wirkungsweisen können Ärzte im Vorfeld der Behandlung nur vermuten, welcher Wirkstoff am besten anschlägt. Die Folge: Oft müssen Patienten mehrere Antidepressiva ausprobieren, bis sie eines finden, auf das sie ansprechen und dessen Nebenwirkungen für sie erträglich sind.
Forscher suchen daher schon seit langem nach Möglichkeiten, bereits vor der Therapie zu beurteilen, auf welche Medikamente Depressions-Patienten am besten ansprechen. Nun haben amerikanische Wissenschaftler gezeigt, dass eine Elektroenzephalografie (EEG) Hinweise liefern kann, ob eine Behandlung mit Antidepressiva anschlägt oder nicht. Darauf macht die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften aufmerksam.
Antidepressiva wirken meist erst nach einigen Wochen
Insgesamt leiden in Deutschland 5,3 Millionen Erwachsene an einer Depression. Zur Behandlung werden Antidepressiva eingesetzt, welche die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen regulieren. „Meist wirken Antidepressiva aber erst nach einigen Wochen. Da am Anfang der Behandlung oft noch Nebenwirkungen dazukommen, ist es häufig schwierig zu beurteilen, ob die Therapie richtig anschlägt“, erklärt Professor Stefan Knecht, Chefarzt an der Klinik für Neurologie, St. Mauritius Therapieklinik, Meerbusch und Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN). Die Betroffenen müssen also Geduld mitbringen, bis die erhoffte Wirkung eintritt.
Eine neue Studie aus den USA zeigt jetzt, dass ein EEG bei der Suche nach dem richtigen Medikament helfen kann: 296 Patienten aus vier US-Kliniken, die an einer schweren Depression litten, nahmen an der Untersuchung teil und erhielten entweder ein Antidepressivum in Form eines Serotonin-Wiederaufnahmehemmers (SSRI) oder ein Placebo. Zu Beginn der Therapie und eine Woche später wurde ein EEG durchgeführt. Dabei wurden elektrische Ströme im Gehirn mittels Elektroden gemessen, die auf dem Kopf der Patienten platziert waren.
EEG könnte Suche nach richtigen Wirkstoff erleichtern
Bei der Auswertung konzentrierten sich die Forscher auf einen bestimmten Teil im limbischen System, den rostralen Abschnitt des anterioren Gyrus cinguli. Dieses Areal wird schon seit längerem mit schweren Depressionen in Verbindung gebracht. Das Ergebnis der Untersuchungen: Wurde in diesem Bereich bei beiden EEGs eine höhere Aktivität in Form von Thetawellen gemessen, sprachen die Patienten besser auf die Behandlung mit Antidepressiva an. Dies könnte ein wichtiger Hinweis auf den Therapieerfolg sein.
„Der Bedarf an solchen Tests ist hoch, da Depressionen häufig akut behandelt werden müssen und ein EEG die langwierige Suche nach dem richtigen Medikament deutlich verkürzen könnte“, so Professor Ulrich Hegerl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig. Die EEG-Analyse bietet noch einen weiteren Vorteil: Die Messung der Ströme im Gehirn ist schmerzfrei und ohne Risiko. Experten hoffen nun, dass die Studienergebnisse bestätigt werden und dass das EEG in Zukunft bei Depressionen routinemäßig zum Einsatz kommen könnte.
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