Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Bluttest lässt Rückschlüsse auf Wirkung von Antidepressiva zu

Freitag, 21. April 2017 – Autor: Anne Volkmann
Seit einigen Jahren versuchen Wissenschaftler, Bluttests zu entwickeln, mit denen die Wirksamkeit von Antidepressiva bestimmt werden soll. Eine aktuelle Studie zeigt nun: Zwischen bestimmten Markern im Blut und dem Ansprechen auf eine antidepressive Therapie gibt es Zusammenhänge.

Forscher entwickeln Bluttests, mit denen sich die Wirksamkeit von Antidepressiva voraussagen lässt

Patienten mit Depressionen stehen zurzeit vor einer Vielzahl verschiedener Antidepressiva, die zum Teil auf unterschiedliche Art und Weise wirken, unterschiedliche Nebenwirkungen haben und von denen weder Betroffene noch Ärzte vor der Behandlung wissen, ob der Patient auf die Therapie anspricht. In der Praxis bedeutet das, dass Patienten häufig mehrere Antidepressiva ausprobieren müssen, bis sie das richtige für sich gefunden haben. Forscher suchen daher seit einiger Zeit nach Möglichkeiten, schon vor Beginn der Therapie bestimmen zu können, welches Medikament für einen bestimmten Patienten am geeignetsten ist. Dabei konnten schon einige Erfolge erzielt werden. Nun haben US-Forscher herausgefunden, dass der Nachweis bestimmter Proteine im Blut Hinweise auf den Erfolg einer Therapie mit Antidepressiva gibt.

Patienten mit niedrigen CRP-Werten sprachen auf Escitalopram besser an

Bereits in einer früheren Studie hatte Professor Dr. Madhukar H. Trivedi, Direktor des Center for Depression an der University of Texas, nachgewiesen, dass bei etwa 30 Prozent der Depressions-Patienten die erste Medikation nicht anschlägt. Zudem brechen rund 40 Prozent der Patienten eine Therapie mit Antidepressiva innerhalb der ersten drei Monate ab. Nun hat ein Forscherteam unter der Leitung von Trivedi geprüft, ob der Gehalt bestimmter Proteine im Blut eine Voraussage über die Wirkung spezieller Antidepressiva erlaubt.

Für die Studie wurde 106 Patienten, die unter einer Major Depression litten und mit Escitalopram behandelt wurden (zum Teil in Kombination mit Bupropion), zu Beginn der Therapie Blut entnommen. Dabei bestimmten die Forscher den Gehalt an C-reaktivem Protein (CRP) sowie an Amyloid-P-Protein und Alpha-2-Makroglobulin.

Wie sich zeigte, bestand zwischen dem CRP-Spiegel zu Therapiebeginn und dem Ansprechen auf die Therapie tatsächlich ein Zusammenhang. Von den Patienten, die einen CRP-Wert über 1 mg/l aufwiesen, sprachen 33 Prozent auf die Monotherapie mit Escitalopram an, während es bei denen, die niedrigere CRP-Werte hatten, 57 Prozent waren. Bei der Kombinationstherapie mit Bupropion war das Verhältnis hingegen umgekehrt: Die Probanden mit höheren CRP-Spiegeln sprachen hier zu 51 Prozent auf die Therapie an, bei denen mit niedrigeren Werten waren es nur 30 Prozent.

Weitere Studien sollen Ergebnisse bestätigen

Ob sich diese Ergebnisse auf andere Antidepressiva übertragen lassen, müssten nun weitere Studien zeigen. Auch müssten die Ergebnisse dieser Studie noch durch weitere Analysen bestätigt werden. Doch die Untersuchung ist ein weiterer Baustein bei der Entwicklung zu einer personalisierten Therapie bei Depressionen. Zudem könnten die Ergebnisse Betroffene ermutigen, bei Nichtansprechen auf eine antidepressive Therapie nicht gleich aufzugeben, sondern weitere, für sie persönlich besser geeignete Medikamente auszuprobieren.  

Foto: © Christian Schwier - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Depression , Antidepressiva , Psychopharmaka

Weitere Nachrichten zum Thema Depressionen

15.10.2019

Ein Antibiotikum kann depressives Verhalten vermindern – das zeigt eine aktuelle Studie. Wirksam ist dabei offenbar eine Veränderung der Darmflora und eine daraus resultierende Hemmung von Entzündungsprozessen im Gehirn.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin