„Ärzte der Welt“ schickt mehr Helfer nach Idomeni
In Griechenland sitzen derzeit rund 45.000 Flüchtlinge fest, davon 15.000 im griechisch-mazedonischen Grenzort Idomeni. Die Hilfsorganisation „Ärzte der Welt“ versorgt schon seit längerem Flüchtlinge in Griechenland. Jetzt will sie ihren Einsatz verstärken, vor allem in Idomeni. Die Situation für die Flüchtlinge werde immer aussichtsloser, teilte die Hilfsorganisation am Donnerstag vor dem „Hintergrund einer beispiellosen humanitären Krise“ mit. Mittlerweile lebten immer mehr Flüchtlinge in Camps unter freiem Himmel. Am Mittwoch hatten sich in Idomeni zwei Menschen selbst angezündet. Sie werden jetzt in einem naheliegenden Krankenhaus behandelt. „Ärzte der Welt“ wolle nun alle Kräfte mobilisieren und die Versorgungsteams vor Ort verstärken, so die Hilfsorganisation.
Andere sind aus Furcht vor Gewalt auf dem Rückzug
Mehrere internationale Hilfswerke, darunter auch das UNHCR, hatten dagegen angekündigt, sich aus Griechenland zurückzuziehen. Der Rückzug ist ein Protest gegen den EU-Deal mit der Türkei, wonach Flüchtlinge, die auf griechischen Inseln stranden, wieder in die Türkei zurückgebracht werden sollen. Derweil berichtet die online-Ausgabe der "Welt" unter Berufung auf einen UNHCR-Sprecher, dass sich augenblicklich mehrere Hilfsorganisationen wegen der eskalierenden Gewalt aus dem Flüchtlingslager in Idomeni zurückziehen. Die Stimmung sei "explosiv", schreibt die "Welt", und die Sorge vor Gewaltausbrüchen wütender Migranten groß.
„Sie behandeln uns wie Tiere“
Eine Zunahme von Gewalttaten bestätigt auch "Ärzte der Welt." Allerdings schiebt die Organisation die Zuspitzung nicht den aufgebrachten Flüchtlingen zu, sondern den mazedonischen Sicherheitsbehörden. Diese gingen mit erschreckender Brutalität gegen Flüchtlinge vor. Ärzte vor Ort berichteten, dass die mazedonische Polizei Elektroschockpistolen einsetze und Hunde auf die Flüchtlinge hetze. Einige seien verprügelt und von Hunden gebissen worden. „Sie behandeln uns wie Tiere", zitiert die Organisation einen ihrer Patienten in Idomeni.
Neben der Versorgung der Flüchtlinge will „Ärzte der Welt“ nach eigenen Angaben auch für die Einhaltung der Menschenrechte kämpfen. Griechenland-Chef Nikitas Kanakis erklärte, er verurteile die Verletzung von grundlegenden Menschenrechten, wie sie aktuell an der Grenze zu Mazedonien in Idomeni geschehen, aus Schärfste. „Wir werden jeden Fall aufzeigen, um weiter gegen jede Art von Unrecht anzukämpfen", kündigt er an.
Schengen sieht keine Wahl des Asyl-Landes vor
In ihrer Mitteilung vom Donnerstag fordert die Organisation außerdem, legale und sichere Zugangswege für Schutzsuchende zu schaffen, insbesondere für Frauen und Kinder. Jeder Flüchtling müsse die Möglichkeit haben, Asyl in dem Land seiner Wahl zu beantragen. „Die 28 EU-Mitgliedstaaten haben heute die Wahl zwischen einer solidarischen Zukunft, die auf den Grundwerten Europas aufbaut und einer Politik der Isolation, der Abschottung und Zurückweisung, "sagte Heinz-Jochen Zenker, Präsident von Ärzte der Welt Deutschland. Letzteres sei ein „Nährboden für Rassismus.“
Nach dem derzeit geltenden Schengen-Abkommen müssen Asylwerber allerdings in dem Land um politisches Asyl bitten, in dem sie sich zum ersten Mal auf sicherem Boden befinden. Das heißt, sie können sich nicht das Land aussuchen, in dem sie um politisches Asyl ansuchen wollen. Griechenland ist als Teil der EU ein sicherer Drittstaat, doch die meisten wollen nach Deutschland weiter.
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