Windpocken: Warum die Impfung so wichtig ist

Windpocken lassen sich am besten durch eine Impfung vermeiden – Foto: ©Dan Race - stock.adobe.com
„Impfungen gehören zu den größten Erfolgen der Medizin unserer Zeit“, erklärt der Kinder- und Jugendarzt Professor Dr. Berthold Koletzko, der auch Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit ist. „Es ist Impfungen zu verdanken, dass viele Schrecken früherer Kinderjahre so selten geworden sind. Moderne Impfstoffe sind gut verträglich und schützen Kinder von schwerwiegenden ansteckenden Krankheiten", so der Experte.
Seit dem Jahr 2004 wird Eltern geraten, ihre Kinder gegen Windpocken impfen zu lassen – am besten zusammen mit der Impfung gegen Mumps, Masern und Röteln im Alter von 11 bis 14 sowie 15 bis 23 Monaten. Diese Entscheidung der STIKO erwies sich als in hohem Maße nützlich für die Generation der seitdem geborenen Kinder, erklärt die Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Stellungnahme. Denn die Zahl der Erkrankungen an Windpocken sei in Deutschland seit diesem Zeitpunkt deutlich zurückgegangen.
Windpocken durch Impfungen viel seltener geworden
Vor Einführung der Impfung erkrankten in Deutschland jährlich ca. 750.000 Menschen an Windpocken, darunter ca. 310.000 Babys und Kleinkinder unter fünf Jahren. Die aktuelle Statistik liefert den Beweis für den Erfolg der Impfung: Für das Jahr 2017 wurden insgesamt 22.206 Windpocken-Erkrankungen übermittelt, 83 Prozent der Erkrankten waren nicht geimpft.
Auch die Zahl der Komplikationen ist seit 2004 stark rückläufig. Laut Diagnosestatistik der Krankenhäuser mussten in der Altersgruppe der unter 15-Jährigen statt zwölf nur noch drei von 100.000 Kindern mit Windpocken in einer Klinik behandelt werden.
Hohe Ansteckungsgefahr
Windpocken gehören zu den häufigsten Kinderkrankheiten und werden durch das Varizella-Zoster-Virus übertragen. Die Viren sind extrem ansteckend und verbreiten sich durch Tröpfcheninfektion, das heißt über Atmen, Husten, Niesen, aber auch während einer ganz normalen Unterhaltung. Sei ein Kind erkrankt, lasse es sich kaum verhindern, dass sich die ungeimpften Geschwister oder ungeimpfte Kinder in der Nachbarschaft oder in der KiTa anstecken, so die Stiftung Kindergesundheit.
Die Krankheit beginnt elf bis 21 Tage nach der Ansteckung mit leichtem Fieber und darauffolgendem Ausschlag: Zunächst treten kleine, blassrote Flecken auf und verwandeln sich dann in kleine Bläschen, die schon bei geringem Druck platzen und dann verkrusten. Am ansteckendsten sind die Kinder ein bis zwei Tage vor dem Erscheinen der Bläschen und sechs bis sieben Tage nach dem Ausbruch der Krankheit. Danach schwächt sich die Ansteckungsgefahr ab, erlischt jedoch erst mit Sicherheit, wenn die letzten Krusten abgefallen sind.
Windpocken sind nicht harmlos
Einige Kinder fühlen sich trotz des Ausschlags überhaupt nicht krank und haben nur leicht erhöhte Körpertemperatur. Andere dagegen leiden sehr. Bei Kindern, die an Neurodermitis leiden, verläuft die Krankheit oft schwer. Die Häufigkeit von Komplikationen ist um die Jahrtausendwende intensiv erforscht worden. Die Untersuchungen zeigten, dass von einer „völlig harmlosen“ Erkrankung nicht die Rede sein kann: Nach Einschätzung der untersuchenden Ärzte kam es bei etwa 16 Prozent der Patienten zu einem schweren Krankheitsverlauf.
Die Häufigkeit für schwere Komplikationen lag bei 5,7 Prozent. Dabei handelte sich vor allem um so genannte bakterielle Superinfektionen: Die Kinder kratzen mit schmutzigen Fingernägeln die juckenden Bläschen auf und es kommt zu zusätzlichen Entzündungen durch Bakterien. Eine Lungenentzündung ist eine relativ häufige, eine Enzephalitis (Gehirnentzündung) eine eher seltene Komplikation einer Windpockeninfektion.
Mögliche Spätfolge: Gürtelrose
Als typische Kinderkrankheit treten Windpocken im frühen Kindesalter auf. Allerdings können sich auch Jugendliche und Erwachsene mit den Varizellen anstecken. Eine Übertragung während der Schwangerschaft auf den Fötus ist selten, aber möglich, wenn die Infektion zwischen der 5. und 24. Schwangerschaftswoche auftritt. Dann kann es zu einer Fehlgeburt oder aber zu Fehlbildungen beim Embryo führen. Erkrankt die Mutter fünf Tage vor oder zwei Tage nach der Geburt, stellt dies ebenfalls eine mögliche Ansteckung für das Baby dar.
Bereits erkrankte Menschen sind in der Regel lebenslang gegen eine weitere Ansteckung mit Windpocken immun. Allerdings überdauern die Viren nach überstandener Krankheit in den Nervenzellen des Körpers. Noch Jahre später kann dann bei abnehmender Immunität eine Gürtelrose entstehen. Diese ist häufig von starken Schmerzen begleitet, die monatelang anhalten können. An Gürtelrose erkrankt in Deutschland Schätzungen zufolge jeder fünfte Erwachsene im Laufe seines Lebens.
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