Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Wie Salz den Blutdruck erhöht: Darmflora spielt eine Rolle

Dienstag, 17. April 2018 – Autor:
Zuviel Salz erhöht das Risiko für Bluthochdruck. Doch wie genau das Salz den Blutdruck in die Höhe treibt, war bislang unklar. Charité-Forscher fanden heraus: Die Darmflora spielt dabei eine Rolle.
Salz, Kochsalz, Ernährung, Fertigkost, bluthochdruck

Salz aktiviert Zellen, die mit erhöhtem Blutdruck in Verbindung stehen - durch die Veränderung der Darmflora – Foto: ©Artem Shadrin - stock.adobe.com

Mehr als fünf Gramm Kochsalz am Tag sollte ein gesunder Erwachsener nicht zu sich nehmen, das empfiehlt die WHO. Doch in den westlichen Ländern wird der Wert regelmäßig überschritten. Vor allem Fertigprodukte enthalten deutlich zu viel Salz. Das treibt den Blutdruck in die Höhe. Doch auf welche Weise das geschieht, war bislang weitgehend unklar.

Der Nephrologe Dr. Nicola Wilck von der Charité Berlin untersuchte die dahinterstehenden Mechanismen und zeigte, dass Veränderungen der Darmflora hierbei eine wesentliche Rolle spielen. Für seine im Fachmagazin Nature veröffentlichte Studie erhielt er den Theodor-Frerichs-Preis der Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin. Er ist mit 30.000 Euro dotiert.

Entzündungsfördernde T-Zellen werden aktiviert

Lange nahm man an, die blutdrucksteigernde Wirkung des Kochsalzes - besser: des in ihm enthaltenen Natriums - würde über die Nieren und das sympathische Nervensystem vermittelt. In jüngster Zeit mehren sich Hinweise darauf, dass auch das Immunsystem an diesem Prozess beteiligt ist.

So steigt die Aktivität entzündungsfördernder T-Zellen unter Kochsalzeinfluss. Besonders eine Gruppe, die so genannten Interleukin-17A-produzierenden CD4-positiven T-Helfer-Zellen ( Th-17), wurden in Studien durch einen hohen Salzkonsum aktiviert und werden daher mit der Entstehung von Bluthochdruck verbunden.

Auch bei Autoimmunerkrankungen wie der Multiplen Sklerose (MS) zeigte sich in Tierversuchen ein Zusammenhang zwischen hohem Salzkonsum, einer Aktivierung der Th-17-Zellen und einer Verschlechterung der Krankheit, heißt es weiter in einer Pressemitteilung.

Wie Salz den Blutdruck erhöht: Darmflora spielt eine Rolle

An dieser Stelle kommt ein weiteres mögliches Bindeglied zwischen Salz und Blutdruck ins Spiel: Die Zusammensetzung des Darmflora, also der Gesamtheit der Bakterien im Darm, verändert sich in Abhängigkeit von der Ernährung. Gerade die Th-17-Zellen sind besonders empfindlich gegenüber solchen Veränderungen.

Im Rahmen der ausgezeichneten Studie richteten Wilck und seine Kollegen ihr Augenmerk zunächst darauf, wie das Mikrobiom von Mäusen auf eine hohe Kochsalzzufuhr reagiert. Wie sich zeigte, nahmen einige Bakterienarten unter der salzreichen Ernährung zu, andere nahmen ab oder verschwanden ganz.

Milchsäurebazillen mildern Effekt salzreicher Diät

Besonders der Verlust von Milchsäurebakterien war dabei bedeutsam: Wurden diese wieder zugeführt, milderte das die negativen Effekte einer salzreichen Diät. Bei den so behandelten Mäusen fiel der Blutdruckanstieg wesentlich geringer aus. Auch die unter Salzeinfluss auftretende Verschlimmerung einer MS-ähnlichen Erkrankung wurde aufgehoben.

Zuletzt konnten die Wissenschaftler Hinweise darauf sammeln, dass ihre Ergebnisse sich auch auf den Menschen übertragen lassen: Bei gesunden Probanden stieg unter salzreicher Kost der Blutdruck, die Zahl der Th-17-Zellen nahm zu, die der Lactobazillen ab.

Anstoß zu möglichen neuen Therapien des Bluthochdrucks

"Es ist beeindruckend, mit welcher Konsequenz der Preisträger sowohl biochemische, als auch tierexperimentelle und klinische Aspekte seiner Fragestellung untersucht hat", sagt Prof. Ulrich Fölsch, Generalsekretär der DGIM. Nun bleibe noch zu klären, ob sich die Ergebnisse der Pilotstudie in weiteren Untersuchungen bestätigen und inwiefern sich neue Therapien des Bluthochdrucks daraus ableiten lassen.

Foto: Artem Shadrin/fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Bluthochdruck

Weitere Nachrichten zum Thema Bluthochdruck

Eine salzreiche Kost ist nicht nur schlecht für den Blutdruck, sondern auch für das Immunsystem. Diesen Schluss legt eine Studie unter Federführung des Universitätsklinikums Bonn nahe. In Mäusen, die eine salzreiche Kost erhielten, verliefen demnach bakterielle Infekte erheblich schwerwiegender.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin