Weiterhin zu viele Amputationen bei Diabetikern

Fußpflege ist bei Diabetes besonders wichtig. – Foto: schwede-photodesign - Fotolia
Die meisten Amputationen, die in Deutschland durchgeführt werden, treffen Diabetiker. Allerdings werden offenbar immer weniger große Amputationen (Major-Amputationen), die oberhalb des Sprunggelenks am Bein ansetzen, und öfter kleine Amputationen (Minor-Amputationen) durchgeführt. Dies zeigt eine aktuelle Studie von Ärzten um den Angiologen Dr. Frans Santosa vom HELIOS-Klinikum in Krefeld.
Der Analyse zufolge ist die Anzahl großer Amputationen in Deutschland zwischen 2005 und 2010 signifikant zurückgegangen. Die Zahl der Amputationen an Fuß und Zehen hat aber nicht abgenommen und ist bei Männern sogar um über 20 Prozent angestiegen. Für die Studie wurden nur Amputationen aufgrund peripher-arterieller oder neurovaskulärer Erkrankungen untersucht, nicht aber Operationen aufgrund von Verletzungen oder Tumoren.
Amputationen: keine wirksame Prävention gegen diabetisches Fußsyndrom
Wie viele Amputationen in Deutschland jedes Jahr stattfinden, weiß man nicht genau, da ein zentrales Register zur Erfassung der Daten fehlt. Die Schätzungen gehen von 20.000 bis 60.000 Amputationen aus, die pro Jahr aufgrund des diabetischen Fußsyndroms vorgenommen werden. Für die aktuelle Studie hatten die Forscher Zahlen des Statistischen Bundesamtes ausgewertet, die auf DRG-Daten von mehr als 99 Prozent der deutschen Klinken beruhen.
Die Menge der Minor-Amputationen zeigt nach Aussage der Wissenschaftler, dass das Auftreten von Fußläsionen bei Diabetes nicht zurückgegangen ist. Im Gegenteil: Zwar blieb bei Frauen die Anzahl der kleinen Amputationen ungefähr gleich, doch der Anstieg bei den Männern zeigt nach Ansicht der Forscher, dass es noch keine wirksamen Präventionsmaßnahmen gegen Fußläsionen bei Diabetes gibt.
Immer mehr Diabetiker in Deutschland
Die Studie bestätigt weitgehend die Ergebnisse des Berichts „Diabetes-Versorgung in Deutschland“, der im Jahr 2012 vom Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialforschung herausgegeben wurde. Die Autoren des Berichts erklärten: „Auffällig an der Darstellung ist die relative Zunahme von Amputationen an den Füßen bei gleichzeitiger Abnahme von Amputationen der unteren Extremitäten. Ob dieser Befund so zu interpretieren ist, dass Amputationen zunehmend Gliedmaßen-erhaltend tiefer erfolgen, bleibt zu untersuchen.“
Das Problem ist besonders schwerwiegend, da es in Deutschland immer mehr Diabetiker gibt. Auch in jungen Jahren tritt die Erkrankung immer häufiger auf. Allerdings ist eine Amputation aufgrund von Diabetes immer noch die Ausnahme. Doch es gibt auch andere schwerwiegende Folgen der Erkrankung. So kommt es häufig zu Schädigungen des Auges, welche die Sehkraft beeinträchtigen können. Diabetiker sollten daher regelmäßig einen Augenarzt aufsuchen.
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