Wann Herzdruckmassage und wie geht die Wiederbelebung?

Laien üben Herzdruckmassage: Einfacher, als viele denken – Foto: ©benjaminnolte - stock.adobe.com
Was tun, wenn jemand plötzlich bewusstlos wird? Liegt ein Herz-Kreislauf-Stillstand vor und muss die Person mit einer Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung wiederbelebt werden? Viele haben das Wissen aus dem Erste-Hilfe-Kurs längst vergessen oder trauen sich nicht, tätig zu werden. Gerade Deutschland steht bei der Herzdruckmassage im internationalen Vergleich immer noch schlecht dar: Nur in etwas mehr als einem Drittel der Fälle wird die lebenswichtige Erste-Hilfe-Maßnahme ausgeführt.
Dabei ist Wiederbelebung für den Laien eigentlich ganz einfach auszuführen. Drei Schritte sind bei einem Notfall zu beachten, und zwar in dieser Reihenfolge.
Prüfen, rufen drücken
Erstens: „Prüfen“, ob die Person noch bei Bewusstsein ist. Das geht durch Ansprechen und behutsames Rütteln.
Zweitens: "Rufen": Andere Passanten auf die Situation aufmerksam machen und die Notrufnummer 112 wählen.
Drittens: „Drücken“: Bei der Herzdruckmassage eine Hand auf die Mitte des Brustbeins setzen. Die andere Hand darauf legen. Dann 100-mal pro Minute den Brustkorb etwa fünf Zentimeter herunterdrücken. Die Herzdruckmassage wird so lange fortgesetzt, bis der Rettungsdienst eintrifft oder der Betroffene wieder zu Bewusstsein kommt.
Laien müssen keine Mund-zu-Mund-Beatmung durchführen
Geschulte Helfer sollen zusätzlich Mund-zu-Mund-Beatmungen im Verhältnis von 30 Herzdruckmassagen zu 2 Beatmungen durchführen. Laien müssen hingegen keine Mund-zu-Mund-Beatmungen durchführen. Sie müssen auch nicht vor der Herzdruckmassage den Puls fühlen, um festzustellen, ob tatsächlich ein Herz-Kreislauf-Stillstand vorliegt. Dadurch würde viel zu viel Zeit verloren gehen. Pulsfühlen ist bei einem Bewusstlosen oft schwierig und eine Sache für Profis.
„Benötigt der Patient keine Herzdruckmassage, wird er sich regen“, teilt die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) mit. Damit soll Laien Mut gemacht werden, lieber einmal zu viel als zu wenig Erste-Hilfe zu leisten.
Die Gefahr, jemandem bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung Rippen zu brechen, ist eine normale unvermeidbare Begleitwirkung. Eine oder mehrere gebrochene Rippen sind aber in einer solchen Situation das kleinere Problem, sagen Mediziner. Deswegen sollte sich kein Laie von Wiederbelebungsmaßnahmen abschrecken lassen.
3 Minuten Sauerstoffmangel hält kein Gehirn aus
Fakt ist: Reanimation kann Leben retten und Menschen vor schwersten Behinderungen bewahren. Das menschliche Gehirn ist auf Sauerstoff angewiesen. Nach drei bis fünf Minuten ohne Sauerstoff sterben die Gehirnzellen unwiederbringlich ab. Es drohen Behinderung und Tod. Deshalb ist es entscheidend, bei einem Kollaps dem Patienten direkt zu helfen und bei Bedarf mit der Herzdruckmassage zu beginnen.
Durch Laienreanimation, die Arbeit professioneller Retter und spezialisierte Behandlungen in den Krankenhäusern können heutzutage in Deutschland mehr als zehn Prozent aller Patienten nach einem Herz-Kreislaufstillstand ohne größere Schäden wieder am Leben teilnehmen.
Kürzlich hatte ein vor dem Bundesgerichtshof verhandelter Fall für Aufsehen gesorgt. Ein Schüler brach im Sportunterricht bewusstlos zusammen. Die Sportlehrerin rief zwar Hilfe herbei, leistete jedoch keine Herzdruckmassage – angeblich weil sie es nicht konnte. Der damals 18-jährige Schüler ist heute ein schwerstbehinderter Pflegefall.
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