Viele Menschen wollen zuhause sterben, doch die meisten sterben im Krankenhaus

Sterben im Hospiz: Diese Möglichkeit kennen noch zu wenige. – Foto: Katarzyna Bialasiewicz photographee.eu
Nur vier Prozent der Menschen in Deutschland, die sich über ihren eigenen Tod Gedanken gemacht haben, können sich vorstellen im Krankenhaus zu sterben. Aber 58 Prozent wollen zuhause sterben. Das ergab eine aktuelle Befragung der Deutschen Hospiz- und Palliativverbands (DHPV). Für die Befragung hat die Forschungsgruppe Wahlen Telefonfeld 1015 Deutsche ab 18 Jahren telefonisch interviewt.
Die tatsächlichen Verhältnisse sind jedoch eher umgekehrt: Mehr als die Hälfte der Menschen sterben laut DHPV im Krankenhaus, rund 19 Prozent in einer stationären Pflegeeinrichtung und weniger als ein Viertel zuhause.
Großer Informationsbedarf zur Hospiz- und Palliativversorgung
Der DHPV geht aufgrund der Befragung davon aus, dass nur wenige Menschen die Möglichkeiten zur Betreuung Schwerstkranker und Sterbender kennen, die in Hospizen, auf Palliativstationen und durch ambulante Hospizdienste und Palliativ Care Teams zuhause angeboten werden. Den Begriff Palliativ hatten zwar schon 71 Prozent der Befragten gehört, doch nur die Hälfte von ihnen konnte ihn richtig zuordnen. Nicht einmal jeder Fünfte (18%) weiß, dass die Angebote der ambulanten Hospizdienste und stationären Hospize für die Betroffenen kostenfrei sind. Allerdings war das bei der ersten Befragung im Jahr 2012 noch deutlich weniger bekannt. Damals wussten nur elf Prozent der Befragten von den kostenlosen Betreuungsangeboten.
Kleine Fortschritte bei der Bekanntheit von Einrichtungen zur Betreuung Schwerstkranker liest der Verband auch aus einer anderen Entwicklung ab. Aktuell gaben immerhin 27 Prozent der Befragten an, dass sie in einer Einrichtung zur Betreuung Sterbender und Schwerstkranker sterben möchten. 2012 wählten nur 18 Prozent diese Möglichkeit.
DHPV: Pflegeheime müssen besser für Sterbende aufgestellt werden
„Hier gibt es starken Informationsbedarf“, stellt der DHPV daher fest. Dies sei nicht Aufgabe der Hospizbewegung allein. „Hieran müssen sich auch die Verantwortlichen aus Politik und dem Gesundheitssystem beteiligen“, fordert der Verband. Er sieht in der Bevölkerung große Bereitschaft, sich mit dem Thema Sterben auseinander zu setzen und schlägt daher eine bundesweite Kampagne nach dem Vorbild der Impf-, Aids- oder Organspende-Kampagnen vor.
„Zudem muss die ambulante Hospiz- und Palliativarbeit gestärkt und die Sterbebegleitung in stationären Pflegeeinrichtungen besser aufgestellt werden“, fordert der DHPV-Geschäftsführer Benno Bolze weiter. Mit Blick auf die demografische Entwicklung und die steigende Zahl alleinlebender älterer Menschen sieht der DHPV es als Aufgabe von Politik und Gesellschaft, dafür zu sorgen, dass Pflegeheime mehr hospizliche und palliative Angebote vorhalten, das Personal entsprechend weiterbilden und mehr mit ambulanten Hospizdiensten, Palliativärzten und SAPV-Diensten zusammenarbeiten.
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