Übertragung gesunder Darmbakterien soll Heilungschancen bei Melanom verbessern
Die Darmflora beeinflusst die Wirkung der Immuntherapie beim Melanom. Kanadische Forscher testen jetzt, ob die Übertragung gesunder Darmbakterien in den Darm von Patienten die Heilungschancen für die tödlichste Form des Hautkrebs erhöht.
Ein multidisziplinäres Team von Forschern am Lawson Research Center in London (Ontario) kombinieren in der Phase-I-Studie Stuhltransplantation und PD1-Immuntherapie.
Immuntherapie stimuliert menschliches Immunsystem
Immuntherapeutika stimulieren das Immunsystem einer Person, um Krebs anzugreifen und zu zerstören. Sie können die Überlebensrate bei Patienten mit Melanom signifikant verbessern, sind aber nur bei 40 bis 50 Prozent der Patienten wirksam.
Erste Untersuchungen haben ergeben, dass das menschliche Mikrobiom eine Rolle dabei spielt, ob ein Patient darauf anspricht oder nicht. "Das Darmmikrobiom hilft, die Immunität schon in jungen Jahren aufzubauen. Ein gesunder Darm verbessert das Ansprechen auf die Immuntherapie", erklärt Lawson-Forscher Dr. Jeremy Burton in einer Pressemitteilung.
Fäkaltransplantation mit speziellen Kapseln
Bei Fäkaltransplantationen wird Stuhl von einem gesunden Spender gesammelt, in einem Labor vorbereitet und dem Patienten transplantiert. Ziel ist es, dass sich gesunde Bakterien im Darm des Patienten ansiedeln.
An der Studie teilnehmen werden 20 Melanompatienten aus dem Cancer Program des London Health Sciences Center. Sie werden einer Stuhltransplantation unterzogen, die aus einer Reihe von speziell zubereiteten Kapseln zum Einnehmen besteht. Darauf folge eine Immuntherapie.
Darmbakterien sollen Heilungschancen bei Melanom verbessern
Die Patienten werden dann in der Folgezeit auf Veränderungen ihres Krebses, des Mikrobioms, ihres Immunsystems und ihrer allgemeinen Gesundheit untersucht. Das primäre Ziel der Studie ist es, die Sicherheit der neuen Behandlungskombination zu bewerten. Aber die Forscher wollen auch wissen, ob die Übertragung gesunder Darmbakterien die Heilungschancen bei Patienten mit Melanom verbessert.
Das Verfahren der Stuhltransplantation wird schon länger bei mit dem Krankenhauskeim Clostridium difficile infizierten Patienten angewendet. "Fäkaltransplantationen haben unzähligen Patienten mit rezidivierendem C. diff das Leben gerettet", sagt Lawson-Wissenschaftler Dr. Michael Silverman. "Wir sehen jetzt das Potenzial für die Behandlung anderer Krankheiten." Geplant sind Transplantationsstudien für die nichtalkoholische Fettleber und die Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose.
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