Darmflora beeinflusst Erfolg der Immuntherapie bei Krebs

Die Bakterienbesiedelung im Darm beeinflusst die Wirksamkeit einer Immuntherapie – Foto: ©pixeljack - stock.adobe.com
Zwei neue Studien an Krebspatienten zeigen, wie die Zusammensetzung der Darmbakterien das Ansprechen auf eine Immuntherapie beeinflussen kann. Antibiotika machen solche Behandlungen weniger effektiv. Bei Patienten, die gut auf die Immuntherapie ansprechen, finden sich mehr günstige Bakterien im Darm.
Ein Team um Bertrand Routy vom Gustave Roussy Cancer Campus untersuchte Patienten mit Lungen- oder Nierenkrebs, die sich einer Therapie mit dem Immun-Checkpoint-Inhibitoren PD-1 unterzogen. Diese Behandlung ermuntert das Immunsystem, die Tumore anzugreifen.
Patienten, die wegen eine Blasenentzündung oder einer Zahnbehandlung zuvor Antibiotika eingenommen hatten, hatten eine geringere Überlebensrate als Patienten, die keine Antibiotika erhielten. Das ist kein Zufall, denn bei einer Antibiotika-Behandlung werden neben den für die Infektion verantwortlichen Keimen auch nützliche Bakterien im Darm eliminiert.
Akkermansia muciniphila erhöhen Aktivität der Immunzellen
Die Analyse der Darmmikroben der Patienten zeigte, dass eine Vielzahl von Bakterien der Gattung Akkermansia muciniphila mit dem besten klinischen Ergebnis assoziiert war. Die Spezies war bei 69 Prozent der Patienten nachweisbar, die eine partielle Heilung erlebten beziehungsweise bei 58 Prozent der Patienten, bei denen das Tumorwachstum nicht weiter fortschritt.
Akkermansia muciniphila war jedoch nur bei 34 Prozent der Patienten nachweisbar, die nicht auf die Therapie ansprachen. Bei Mäusen, die mit Antibiotika behandelt wurden, erhöhte die Fütterung dieser Bakterien die Aktivität ihrer Immunzellen und verstärkte ihr Ansprechen auf die Immuntherapie.
Melanom: Bacteroidales schwächen Wirksamkeit der Therapie
In einer zweiten Studie untersuchten Forscher um Vancheswaran Gopalakrishnanvom MD Anderson Cancer Center der University of Texas Stuhl-Proben von 112 Patienten mit fortgeschrittenem Melanom, die ebenfalls PD-1-Inhibitoren einnahmen. Patienten, deren Mikrobiom mit den Bakterien Faecalibacterium und Clostridiales angereichert war, reagierten eher auf die Behandlung und hatten ein längeres, progressionsfreies Überleben.
Die Probanden mit den nützlichen Mikroben wiesen tendenziell mehr Immunzellen auf, was die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass diese die Tumore infiltrieren und abtöten konnten. Bei den Patienten, deren Darmflora stärker mit Bacteroidales-Bakterien angereichert war, war das Gegenteil der Fall.
Darmflora beeinflusst Erfolg der Immuntherapie bei Krebs
Im Anschluss transplantierten die Forscher Mikroben der gut auf die Behandung ansprechenden Patienten auf keimfrei gehaltene Mäuse. Sie reagierten ähnlich stark auf die PD-1-Inhibitoren wie die menschlichen Probanden. Die Darmflora beeinflusst also den Erfolg einer Immuntherapie bei Krebs. Die beiden Studien erschienen im Fachmagazin Science.
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