Transplantationszentren mit hohen Fallzahlen schneiden besser ab
Die Zahl der durchgeführten Transplantationen je Zentrum variiert erheblich. Davon abhängig weist auch die Qualität der Transplantationszentren Unterschiede auf. Das zeigt eine Analyse der BARMER GEK, für die Versorgungsdaten aus den Jahren 2007 bis 2011 ausgewertet wurden. Demnach steigt beispielsweise die Überlebenszeit von Nierentransplantierten, wenn sie in einem Zentrum mit hohen Fallzahlen versorgt wurden. So liegt sie in Zentren mit hohen Fallzahlen bei durchschnittlich 1.700 Tagen, in Zentren mit sehr geringen Operationszahlen aber nur bei 1.470 Tagen.
Dagegen zeigten sich im Vergleich zwischen großen und mittelgroßen Transplantationszentren keine signifikanten Unterschiede. Offenbar gibt es also eine Schwelle für die Fallzahlen, ab der die Versorgung mit einer ungefähr gleichbleibenden Qualität stattfindet. Auch beim Vergleich von Lungen- und Lebertransplantationen in Zentren mit verschiedenen Fallzahlen ergaben sich kaum Unterschiede.
Höhere Kosten bei niedrigen Fallzahlen
Die Analyse zeigt auch, dass Zentren mit sehr niedrigen Fallzahlen höhere Kosten verursachen. „Besonders aufgefallen sind uns die starken Schwankungen bei Lungentransplantationen“, betont Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin der BARMER GEK. In Zentren mit niedriger Fallzahl liegen sie bei 172.000 Euro, Zentren mit hohen Fallzahlen kommen nur auf 104.000 Euro pro Eingriff.
Marschall fasst zusammen, es seien „Tendenzen erkennbar, dass kleinere Zentren mit niedrigen Fallzahlen geringere Überlebensraten, eine höhere stationäre Sterblichkeit und teilweise auch höhere Kosten haben als großvolumige Einheiten.“ Eine Konzentration der Zentren und eine Anhebung der Mindestmengen würden zu besseren Ergebnissen führen. Von acht der 24 deutschen Leber-Transplantationszentren werden beispielsweise die aktuell geforderten Mindestfallzahlen nicht erreicht. Hier gibt es also einigen Nachholbedarf.
Zu viele Transplantationszentren in Deutschland?
Schon seit einiger Zeit zweifeln Experten an, dass die Vielzahl der Transplantationszentren in Deutschland aus medizinischer Sicht notwendig ist. Eugen Brysch, Vorsitzender der Deutschen Stiftung für Patientenschutz, sowie Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, sprachen sich für eine Reduzierung der Zahl der Transplantationszentren aus. Neben qualitativen und ökonomischen Argumenten drängen sich dabei noch zwei weitere Gesichtspunkte auf: Zum einen sind die notwendigen externen Kontrollen bei einer beschränkten Zahl von größeren Zentren leichter durchzuführen als bei einer Vielzahl auch kleinster Zentren. Zudem könnten sich – so die Sorge mancher Experten – bei kleineren Zentren aus Wettbewerbsgründen die Anstrengungen zur beschleunigten Organzuteilung erhöhen.
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