Transkranielle Magnetstimulation wirksam bei Zwangsstörungen

Schätzungen zufolge erkranken etwa ein bis drei Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens an Zwangsstörungen – Foto: ©andyller - stock.adobe.com
Zwangsstörungen sind für die Betroffenen ausgesprochen quälend. Die ständigen Gedanken oder Handlungen, zu denen sie sich gezwungen sehen – wie beispielsweise ständiges Händewaschen – empfinden sie als unfreiwillig, fremd und nicht zu sich selbst gehörig. Und doch können sie sie einfach nicht loswerden. Oft sind die Störungen so stark, dass sie das komplette Alltagsleben bestimmen und soziale Kontakte und ein Berufsleben mehr oder weniger unmöglich machen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft daher die Zwangsstörung als eine der zehn schwerwiegendsten Erkrankungen in Bezug auf ihren Einfluss auf Erwerbstätigkeit und Lebensqualität ein.
TMS hat sich bei Depressionen bereits etabliert
Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen führen zu einer starken Anspannung und sind häufig sehr zeitaufwändig. Zur Behandlung der Zwangsstörungen stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung - beispielsweise eine Verhaltenstherapie oder Medikamente. Eine relativ neue Behandlungsform ist die TMS (transkranielle Magnet-Stimulation). Sie wird schon seit Jahren zur Behandlung therapierefräkterer Depressionen angewandt und zeigt mittlerweile auch gute Resultate bei Zwangsstörungen. Nun hat die US-Arzneimittelbehörde FDA den Weg für die Vermarktung des „Brainsway Deep Transcranial Magnetic Stimulation System“ zur Behandlung von Zwangsstörungen freigemacht.
Damit wurde erstmals ein Gerät zur tiefen transkraniellen Magnetstimulation für die Behandlung von Zwangsstörungen zugelassen. Der Hersteller hatte in einer randomisierten Studie zeigen können, dass die auf den anterioren cingulären Cortex gerichteten Impulse die Symptome bei Betroffenen abschwächen können. 100 Patienten wurden entweder mit dem Brainsway-Gerät oder einem nicht wirksamen Scheingerät behandelt. Ihre bisherige Therapie (Medikamente und/oder Psychotherapie) setzten sie dabei fort.
Zwangssymptome konnten durch Magnetstimulation reduziert werden
Es zeigte sich, dass bei 38 Prozent der Probanden, die mit der echten TMS behandelt wurden, eine Verbesserung der Symptome zu verzeichnen war, während dies in der Placebo-Gruppe nur bei 11 Prozent der Fall war. Bei der TMS werden mit Hilfe von starken Magnetfeldern Nervenzellen im Gehirn stimuliert. Die Behandlung beruht auf der Annahme, dass Zwangsstörungen durch eine „Imbalance“ in neurologischen Schaltkreisen verursacht werden, die mit starken Magnetfeldern von außen beeinflusst werden können. Gegenüber der tiefen Hirnstimulation, die sich bereits in klinischen Studien als wirksam erwiesen hat, hat die TMS den Vorteil, dass sie nicht invasiv ist und nicht die Risiken eines chirurgischen Eingriffs mit sich bringt.
Keine schweren Nebenwirkungen beobachtet
Schwerwiegende Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Am häufigsten wurde von Kopfschmerzen berichtet – allerdings war dies in beiden Gruppen etwa gleich häufig. Andere Beschwerden wie Schmerzen an der Applikationsstelle, Kiefer- oder Gesichtsschmerzen, Krämpfe, Zuckungen und Nackenschmerzen waren laut FDA leicht oder mittelschwer und verschwanden kurz nach der Behandlung.
Die transkranielle Magnetstimulation darf jedoch nicht bei Personen angewendet werden, die unter Epilepsie oder manischen bzw. psychotischen Depressionen leiden. Auch während einer Schwangerschaft oder nach einem Schlaganfall darf die TMS nicht zur Anwendung kommen. Ebenfalls kontraindiziert ist die Behandlung bei Patienten, die metallische Objekte im oder in der Nähe des Kopfes haben. Dazu gehören implantierte Stimulationsgeräte, Cochlea-Implantate, Tiefenhirnstimulatoren, Vagusnervstimulatoren, Clips oder Coils, die zur Behandlung von Aneurysmen implantiert wurden, sowie Stents zur Dilatation von Hirngefäßen.
Foto: © andyller - Fotolia.com