Tragbare Niere könnte Dialysetherapie revolutionieren

Fast 80.000 Menschen in Deutschland benötigen eine Nierenersatztherapie – Foto: freshidea - Fotolia
Neben der Nierentransplantation ist die Dialyse die wichtigste Nierenersatztherapie bei chronischem oder akutem Nierenversagen, und da nicht genug Spendernieren für alle Erkrankten zur Verfügung stehen, ist das Blutreinigungsverfahren für die Betroffenen oft die letzte Hoffnung. Allerdings ist die Dialysepflicht auch mit großen Einschränkungen verbunden, denn die Patienten verbringen viel Zeit damit, an die Apparatur angeschlossen zu sein. Hoffnung könnte da ein neues Verfahren bieten, das zurzeit von Forschern entwickelt wird: Eine tragbare, künstliche Niere soll den Patienten mehr Mobilität und Freiheit ermöglichen.
Künstliche Niere ist weniger als fünf Kilogramm schwer
Erste klinische Studien in Italien und Spanien sind nach Angaben von Dr. Victor Gura, Professor an der University of California in Los Angeles, vielversprechend verlaufen. Er hatte auf der diesjährigen Dialyse-Konferenz der American Society of Nephrology die jüngsten Fortschritte bei der Entwicklung einer tragbaren künstlichen Niere (WAK, wearable artificial kidney) präsentiert.
Bei der künstlichen Niere handelt es sich um eine batteriebetriebene Dialyseeinheit, die wie ein Werkzeuggürtel getragen werden kann. Sie ist etwa 4,5 Kilogramm schwer und benötigt nur etwa 400 Milliliter steriles Wasser – ein großer Fortschritt im Vergleich zu herkömmlichen Dialysemaschinen, die rund 60 Kilogramm wiegen und im Betrieb 120 Liter Wasser verbrauchen.
Trotz der jüngsten Erfolge wird es aber noch eine Weile dauern, bis die tragbare Niere zur praktischen Anwendung kommen kann. Zunächst gilt es, einige technische Fragen zu klären, beispielsweise bezüglich des Einflusses der verwendeten Ionenaustausch-Absorber auf den Elektrolyt- und Säure-Base-Haushalt sowie die Frage nach der Sicherheit des direkten Blutkreislaufzugangs. Denn im Fall einer versehentlichen Abtrennung besteht das Risiko eines substanziellen Blutverlusts und einer Luftembolie. Dennoch ist Dr. Gura optimistisch: „Ich hoffe, dass in fünf Jahren dieses Gerät landesweit eingesetzt wird.“
Neue Methoden zur Nierenersatztherapie nötig
Wie wichtig die Entwicklung neuer Methoden zur Behandlung des Nierenversagens ist, hat im März 2015 eine Übersichtsarbeit in der Fachzeitschrift The Lancet gezeigt. Demnach erhält im besten Fall nur die Hälfte derjenigen, die ein Nierenersatzverfahren benötigen, eine entsprechende Therapie. Zudem können auch die derzeitigen Dialyseverfahren die normale Nierenfunktion nicht komplett ersetzen. Denn neben der unpraktischen Anwendung können langfristig Begleiterscheinungen wie Gefäßverkalkungen, Herzerkrankungen, Knochen- und Gelenkschäden entstehen.
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