TNF-Hemmer bei Morbus Crohn: Studie bestätigt mehr postoperative Komplikationen

Studie mit knapp 600 Morbus-Crohn-Patienten zeigt höhere Komplikationsraten, wenn vor der OP TNF-Hemmer eingenommen wurden – Foto: ©Gorodenkoff - stock.adobe.com
TNF-Hemmer gehören zu einer neuen Gruppe von Medikamenten, den sogenannten Biologika. Für Patienten mit Morbus Crohn sind sie zu einer wichtigen Therapiesäule geworden. Die gegen den Tumornekrosefaktor (TNF) gerichteten Medikamente wirken entzündungshemmend und werden dann eingesetzt, wenn Patienten nicht auf die Standardtherapie ansprechen oder sie nicht vertragen.
Die Leitlinie „Morbus Crohn und Colitis ulcerosa“ empfiehlt Ärzten, eine immunsuppressive Therapie schon früh in Betracht zu ziehen, wenn sich ein komplizierter Krankheitsverlauf andeutet. Dies könnte den Patienten eine Dauertherapie mit Kortison und deren schwere Nebenwirkungen ersparen. Allerdings haben auch TNF-Antikörper Nebenwirkungen und ihr Einsatz muss gut abgewogen werden. Auch ist in einigen Fällen eine Operation unvermeidbar. Es gibt allerdings Hinweise, dass die Bauch-OPs deutlich komplikationsreicher verlaufen, wenn Morbus-Crohn-Patienten zuvor TNF-Hemmer eingenommen haben.
TNF-Hemmer vor Morbus Crohn-OP
Französische Forscher sind den Hinweisen nachgegangen und haben 592 Morbus Crohn-Patienten untersucht , die operiert werden mussten. Davon nahmen 143 Patienten (24,1 %) innerhalb der letzten drei Monate vor der OP TNF-Hemmer ein. Wie die Auswertungen der Studie zeigen, hatten diese Patienten ein doppelt so hohes Risiko für postoperative Komplikationen. Dazu zählten etwa allgemeine oder intra-abdominelle Sepsis und das schnellere Wiederauftreten von Krankheitsschüben. Zudem war das Risiko, dass die Operation länger als drei Stunden dauerte, bei den mit TNF-Hemmern behandelten Patienten um das Dreifache erhöht und fünfmal so viele von ihnen hatten vor der OP einen Hämoglobin-Wert unter 10 g/dl.
Bedeutet das, dass TNF-Hemmer mindestens drei Monate vor der Operation abgesetzt werden sollten? Ganz so konkret werden die Studienautoren nicht. Ihr Fazit lautet, dass die Information aus der Studie bei der OP-Planung berücksichtigt werden sollten.
Weitere Studien nötig
Die Studie „Anti-TNF Therapy Is Associated With an Increased Risk of Postoperative Morbidity After Surgery for Ileocolonic Crohn Disease: Results of a Prospective Nationwide Cohort” ist im Fachjournal “Annals of surgery” erschienen.
Bislang ist die Studienlage zum Thema widersprüchlich. Es werden wohl weitere Studien mit größeren Patientenzahlen benötigt, um das postoperative Komplikationsrisiko nach der Einnahme von TNF-Hemmern besser einschätzen zu können.
Morbus Crohn gehört zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und wird den Autoimmunerkrankungen zugerechnet. Die Entzündungen können den gesamten Verdauungstrakt betreffen, treten am häufigsten aber im letzten Teil des Dünndarms, dem terminalen Ileum, auf. Die genaue Ursache der Erkrankung ist bislang unbekannt.
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