
Chorea-Huntington ist bislang unheilbar. Doch jetzt haben Grundlagenforscher eine wichtige Entdeckung gemacht
Chorea-Huntington, auch Veitstanz genannt, zählt zu den neurodegenerativen Erkrankungen und nimmt immer einen tödlichen Verlauf. Ursache ist ein erblicher Defekt im Huntingtin-Gen. Die genetische Mutation führt zur Anhäufung schädlicher Eiweiße im Gehirn, sogenannte amyloide Fibrillen, die nach und nach Nervenzellen zerstören. Bis heute gibt es keine Möglichkeit, diesen Prozess aufzuhalten.
Doch nun haben Forscher vom Forschungscampus Berlin-Buch einen natürlichen Mechanismus entdeckt, der die Anhäufung pathogener amyloider Fibrillen unterdrückt und sogar bereits bestehende Ablagerungen in den Zellen wieder auflösen kann. Es handelt sich dabei um einen Komplex aus drei molekularen Chaperonen - das sind Proteine, die anderen Proteinen beim Heranreifen helfen, unerwünschte Kontakte unterbinden und Fehler korrigieren. Sie sorgen für Ordnung in der Welt der Proteine.
Chaperone als Helfer gegen Chorea-Huntington
„Wir konnten zeigen, dass der trimere Chaperonkomplex aus Hsc70, DNAJB1 und Apg2 die Fibrilisierung von Htt komplett unterdrücken kann“, freut sich Projetleiterin Dr. Janine Kirstein vom Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP). „Der gleiche Chaperonkomplex kann auch Htt-Fibrillen wieder auflösen und eröffnet damit ein völlig neues Therapiepotenzial.“
An der Arbeit, die im Dezember im Fachmagazin EMBO Journal erschienen ist, waren auch Forscher der Charité und vom Max Delbrück Centrum für Molekulare Medizin (MDC) beteiligt. Nach Auskunft der Wissenschaftler bahnen die neuen Erkenntnisse den Weg zu einer neuen Therapie, die an den Ursachen von Chorea-Huntington ansetzt.
Forscher wollen jetzt nach Wirkstoffen suchen
„Unsere Daten zeigen das Potenzial der Chaperone als pharmakologisches Target auf“, sagt Janine Kirstein, die nun schon die nächsten Schritte plant: die Suche nach einem konkreten Therapieansatz. „Wir planen in Zusammenarbeit mit der Screening Unit des FMP nach Wirkstoffen zu screenen, die spezifisch die drei von uns identifizierten Chaperone induzieren bzw. deren Kooperation verstärken“, verrät die Grundlagenforscherin.
Und weil es gut möglich ist, dass die Chaperone nicht nur bei Chorea Huntington, sondern auch bei anderen neurodegenerativen Krankheiten eine Rolle spielen, wollen die Forscher ihre Untersuchungen auf andere amyloide Proteine wie Abeta und tau bei Alzheimer oder TDP-43 bei ALS ausweiten. „Die Spur, die wir in diesem Projekt legen konnten, müssen wir jetzt unbedingt weiterverfolgen“, so Biologin Janine Kirstein.
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