Teilbrustbestrahlung bei Brustkrebs mit geringem Rückfallrisiko ausreichend

Für einige Patientinnen mit Brustkrebs kann eine Teilbrustbestrahlung sinnvoll sein
In der Regel schließt sich einer brusterhaltenden Brustkrebs-Operation eine Strahlentherapie über mehrere Wochen an. Lange Zeit stellte dabei die Ganzbrustbestrahlung mit einer Dosiserhöhung (Boost) im ehemaligen Tumorgebiet die Standardtherapie dar. Durch dieses Vorgehen haben sich die lokale Rezidivrate und das Gesamtüberleben deutlich verbessert. Doch für Patientinnen mit niedrigem Rückfallrisiko ist die Ganzbrustbestrahlung nicht immer notwendig. Sie können auch von der schonenderen Teilbrustbestrahlung (Brachytherapie oder intraoperative Bestrahlung) als gleichwertige Alternativen profitieren. „Wir sollten Patientinnen mit niedrigem Rückfallrisiko über die Studienlage informieren und ihnen die Teilbrustbestrahlung als Option anbieten“, erklärt Professor Wilfried Budach, Düsseldorf, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO).
Ganzbrustbestrahlung ist nicht mehr Standard
Bis vor wenigen Jahren galt die Bestrahlung der gesamten verbliebenen Brust und der angrenzenden Thoraxwand als obligat. Mit der Überarbeitung der S3-Leitlinie im Jahr 2018 wurde ein Paradigmenwechsel eingeleitet, denn neuere Studien haben zahlreiche Hinweise darauf gegeben, dass Abweichungen im Sinne einer individualisierten Therapie nicht nur vertretbar, sondern für die Patientinnen von Vorteil sein können.
In der aktuellen Leitlinie heißt es nun: „Eine alleinige Teilbrustbestrahlung (als Alternative zur Nachbestrahlung der ganzen Brust) kann bei Patientinnen mit niedrigem Rezidivrisiko durchgeführt werden.“ Gegenüber der externen Bestrahlung der ganzen Brust bietet eine gezielte Teilbestrahlung die Möglichkeit, das umliegende Gewebe zu schonen und die Nebenwirkungen zu reduzieren. Möglichkeiten einer solchen gezielten Strahlentherapie stellen die (Brachytherapie), die intraoperative Bestrahlung des Tumorbettes (IORT), die intraoperative Bestrahlung des Tumorbettes mit Elektronen (IOERT) oder auch die perkutane Teilbrustbestrahlung dar. Neue Studien geben Hinweise, dass diese „sanfteren Formen“ der Strahlentherapie nicht mit einem höheren Rückfallrisiko verbunden sind.
Geeignetes Verfahren hängt vom individuellen Rückfallrisiko ab
Für welche Patientinnen diese Verfahren in Frage kommen, wird anhand verschiedener Risikofaktoren bestimmt. Jüngeres Alter, fortgeschrittenes Tumorstadium, hohe Tumoraggressivität (Zelltyp und andere Gewebeeigenschaften) oder Lymphknotenbefall sprechen eher für eine Ganzbrustbestrahlung. „Wenn wenige Risikofaktoren für einen Rückfall vorliegen, kann eine alleinige Teilbrustbestrahlung angeboten werden. Wir sollten Patientinnen mit niedrigem Rückfallrisiko über die Studienlage informieren und ihnen die Teilbrustbestrahlung als Option anbieten, um leitliniengerecht zu behandeln“, so Budach.
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