Täglich Kopfschmerzen nach Coronainfektion: Neurologen warnen vor zu viel Schmerzmitteln

Long-Covid-Symptom: Kopfschmerzen in Folge einer Corona-Erkrankung können über Monate anhalten – Foto: © Adobe Stock/Krakenimages.com
Ob grippaler Infekt, eine Grippe oder Covid-19 – Viruserkrankungen gehen bei vielen Betroffenen mit Kopfschmerzen einher. Es gibt sogar eine eigene IHS-Klassifikation (ICHD-3) für diesen „Kopfschmerz in Folge einer systemischen Virusinfektion“, sofern eine Hirnhautentzündung (Meningitis) sowie Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) ausgeschlossen wurden.
Kopfschmerz häufiges Long-Covid-Symptom
Anders als bei anderen Viruserkrankungen können die Kopfschmerzen bei Covid-19 ungewöhnlich lange dauern. Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten Long-Covid-Symptomen. Laut einem Review, erschienen im Fachjournal headache, sind bis zu 45 Prozent der Patienten auch nach der COVID-19-Akuterkrankung von Kopfschmerzen betroffen. 60 Tage nach der akuten Viruserkrankung, litten immerhin noch 16,5% an den Kopfschmerzen, nach 90 Tagen noch 10,6% und nach einem halben Jahr 8,4%. In einer Arbeit wurde gezeigt, dass 61% derer, die von „Long-/oder Post-COVID-Kopfschmerzen“ betroffen sind, täglich Kopfschmerzen haben.
Täglich und permanent
Hans-Christoph Diener, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, liest aus den Studienergebnisse neben einer sehr hohen Prävalenz noch einen weiteren relevanten Punkt heraus: „Offensichtlich ist SARS-CoV-2 ein Trigger für sogenannte neue täglich auftretende, andauernde Kopfschmerzen („new daily persistent headache“/NDPH), ein Phänomen, das wir bisher vor allem von Viren der Herpes-Familie kennen“, sagt er. Dabei handle es sich aber keinesfalls nur um eine Verschlimmerung vorbestehender Kopfschmerzerkrankungen, sondern vielfach um „neu ausgelöste.“
So ähnlich wie Spannungskopfschmerz
Der Neurologe verweist auf verschiedenen Studien, wonach 47 bis 80 Prozent der Patienten mit vorbestehenden Kopfschmerzerkrankungen angaben, dass sich die COVID-19-assoziierten Kopfschmerzen von den bisherigen unterschieden. Der neue Kopfschmerz war häufig beidseitig und dumpf-drückend, also ähnlich wie Spannungskopfschmerz. Bei einem Teil der Betroffenen waren sie auch von einer Geräusch- oder Lichtempfindlichkeit oder Übelkeit und Erbrechen begleitet, was man ansonsten nur von der Migräne kennt. Eine Migräne tritt in der Regel eher einseitig auf.
COVID-19-assoziierte Kopfschmerzen sprechen in der Regel gut auf nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Aspirin an. DGN-Experten warnen davor, die Schmerzmittel zu häufig und zu lange einzunehmen. Zum einen können NSAR in selteneren Fällen die Nieren schädigen - und zum anderen den sogenannten medikamenteninduzierten Kopfschmerz hervorrufen – ein Teufelskreis entsteht:
„Medication Overuse Headache“
„Menschen mit Wochen oder gar Monate andauernden Kopfschmerzen nach einer COVID-19-Erkrankung sollten daher sparsam mit Kopfschmerztabletten umgehen, um nicht in das ‚Hamsterrad´ des medikamenteninduzierten Kopfschmerzes zu geraten“, rät DGN-Generalsekretär Professor Peter Berlit, „Das ist natürlich leichter gesagt als getan, aber es lohnt sich in jedem Fall, auch nichtmedikamentöse Strategien auszuprobieren.“ Das Portfolio reiche von Bewegung an der frischen Luft über Entspannungstechniken und Stressreduktion. In schweren Fällen sollte eine auf Kopfschmerzen spezialisierte Neurologin/spezialisierter Neurologe aufgesucht werden.
Von einem „Medication Overuse Headache“ gehen Ärzte aus, wenn an über 15 Tagen pro Monat Kopfschmerzen auftreten und diese über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten mit einem oder mehreren Schmerzmedikamenten behandelt werden.