Studie: Neue Antipsychotika sind alten überlegen

Antipsychotika ordnen die Botenstoffe im Gehirn neu - nicht ohne Nebenwirkungen – Foto: © www.snyggg.de
Medikamente zur Behandlung der Schizophrenie gibt es bereits seit 60 Jahren. Wegen ihrer zum Teil ausgeprägten Nebenwirkungen sind sie jedoch nicht sehr beliebt. Zu den konventionellen Antipsychotika aus den 1950er Jahren zählt der Wirkstoff Haloperidol. In den 1970er-Jahren wurde eine zweite Generation von Antipsychotika entwickelt, darunter zum Beispiel die Wirkstoffe Clozapin und Olanzapin. Sie gelten als wirksamer und besser verträglich.
Alte und neue Antipsychotika - eine Studie vergleicht
Eine Studie hat nun alte mit neuen Antipsychotika verglichen. „Unsere Studie sollte eine wissenschaftlich fundierte Entscheidung ermöglichen“, so Professor Jürgen Timm und Professor Eckart Rüther vom Bremer Uniklinikum. Anders als bisherige klinische Studien unter standardisierten Laborbedingungen nahmen die Timm und Rüther die Lebensqualität der Patienten in den Blick.
Individuelle Behandlungsstrategie ist wichtig
„Jeder Betroffene hat eine individuelle Krankheitsgeschichte, und auch die Ausprägung der Erkrankung ist bei jedem Einzelnen sehr unterschiedlich. Dies wollten wir in unserer Studie berücksichtigen“, so Rüther. Die Studie untersuchte daher nicht nur die Medikamente, sondern ganze Behandlungsstrategien. Dabei entschieden die Ärzte bei der Wahl des Antipsychotikums mit. Das Studiendesign sollte dennoch den Anforderungen an klinische Studien entsprechen. Die Teilnehmer wurden so ausgewählt, dass sie ein möglichst repräsentatives Abbild der betroffenen Bevölkerung widerspiegelten.
Die Ergebnisse sind eindeutig: „Tatsächlich sind die neueren Antipsychotika den älteren Substanzen überlegen. Auch aus der Sicht der Betroffenen. Die neueren Antipsychotika verbesserten ihre Lebensqualität signifikant. Die ärztliche Beurteilung deutet in die gleiche Richtung“, so Timm. Die Forscher stellten unter anderem fest, dass Patienten, die mit den älteren Wirkstoffen behandelt wurden, die Behandlung öfter abgebrochen haben als die Patienten, die neuere Wirkstoffe erhielten. Zudem beobachteten Timm und Rüther bei den Patienten mit konventionellen Wirkstoffen mehr unerwünschte Nebenwirkungen. Sie weisen jedoch darauf hin, dass davon auch die neueren Medikamente nicht frei sind. Bei den mit diesen Wirkstoffen behandelten Patienten stellten sie zum Beispiel eine deutlichere Gewichtszunahme fest.
Schizophrenie verursacht großes Leid und hohe Kosten
Weltweit erkranken etwa ein Prozent der Menschen im Lauf ihres Lebens an Schizophrenie. In den Industrieländern ist der Anteil höher. Trotz der relativ geringen Erkrankungsrate verursacht die Erkrankung signifikante gesellschaftliche Kosten. Nach Angaben der Bremer Forscher sind sie vergleichbar mit Volkskrankheiten wie etwa Diabetes. Zudem bedeutet die Erkrankung für Betroffene ein hohes persönliches Leid. Daher messen Timm und Rüther der effektiven Behandlung einer diagnostizierten Schizophrenie große Bedeutung bei.
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