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So wollen Forscher Chemotherapien die Nebenwirkungen nehmen

Sonntag, 29. Januar 2017 – Autor:
Chemotherapien haben mitunter schwere Nebenwirkungen. Ein Forscherteam aus Freiburg will dem nun mit einer neuen Methode zu Leibe rücken. Der Europäische Forschungsrat (ERC) unterstützt das Vorhaben.
Chemotherapien haben belastende Nebenwirkungen. Forscher haben nun eine Idee, wie Zytostatika verträglicher werden könnten

Chemotherapien haben belastende Nebenwirkungen. Forscher haben nun eine Idee, wie Zytostatika verträglicher werden könnten – Foto: auremar - Fotolia

Chemotherapien töten schnellwachsende Zellen. Leider gehören dazu nicht nur Krebszellen, sondern auch Zellen der Haarwurzeln oder des Magen-Darm-Trakts. Das erklärt die zum Teil schweren Nebenwirkungen von Zytostatika. Der Freiburger Professor für Synthetische Biologie Wilfried Weber will das nun ändern. Sein Ziel: Chemotherapien verträglicher machen. Dafür will der Forscher den Wirkstoff in kleine Nanobehälter, so genannte Liposomen, packen. Diese verhindern durch sperrige Moleküle an ihrer Oberfläche, dass Körperzellen den Wirkstoff aufnehmen können. Weber vergleicht das mit einer Tarnkappe, hinter der sich das Medikament verstecken könne. Erst wenn sich die so getarnten Zytostatika im Tumorgewebe angereichert haben, soll der Wirkstoff freigesetzt werden. Der Startschuss erfolgt über ein weiteres Medikament. „Dadurch verlieren die Zytostatika ihre Tarnkappe und die Oberfläche der Liposomen wird freigegeben und die Tumorzellen können die Zytostatika finden und aufnehmen“, erklärt Weber.

Wirkstoff wird erst im Tumorgewebe freigesetzt

Das Konzept basiert auf dem Umstand, dass Krebszellen bestimmte Stoffe freisetzen, die dafür sorgen, dass sich für den Tumor lebenswichtige neue Blutgefäße bilden. Doch die neuen Blutgefäße sind oft undicht, sodass kleine Partikel aus der Blutbahn ins umliegende Gewebe übertreten. Da Flüssigkeit aus bösartigem Gewebe zugleich aber schlecht abfließen kann, reichert sich der Wirkstoff direkt am Zielort an.

ERC-Grant erhalten

Noch ist das Ganze ein Plan. Versuche mit Zellen waren aber so vielversprechend, dass der Europäische Forschungsrat (ERC) im Rahmen eines „Proof of Concept Grants“ Webers Vorhaben mit 150.000 Euro fördert. In der Wissenschaftslandschaft sind ERC-Grants hoch angesehen. Auch Weber will seine Idee in Richtung Marktreife weiterentwickeln. Im nächsten Schritt wird er das weit verbreiteten Zytostatikums Doxorubicin im Tiermodell testen. Dieser Proof of Concept ist Voraussetzung, dass der neue Ansatz eines Tage bei Patienten angewendet werden kann.

Chemotherapien sind die häufigsten Medikamente gegen Krebs. Millionen Menschen könnten von weniger Nebenwirkungen profitieren.

Foto: © auremar - Fotolia.com

Hauptkategorien: Medizin , Gesundheitspolitik
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