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So lebt das gesündeste Volk der Welt

Dienstag, 21. März 2017 – Autor:
Die Tsimane, ein Urweinwohner-Stamm, der in Bolivien am Amazonas lebt, sind das gesündeste Volk der Welt. Ihre Gefäßgesundheit ist größer als bislang je bei einer anderen Population gemessen.
Amazonas

Die Tsimane, die am Amazonas leben, haben die gesündesten Gefäße – Foto: gustavofrazao - Fotolia

Das besagt ein Studie, die im Fachmagazin Lancet erschien. Laut Studienautor und Anthropologe Prof. Hillard Kaplan von der Universität von New Mexico tritt die koronare Atherosklerose (Arterienverkalkung) bei den Tsimane fünfmal seltener auf als in der US-Bevölkerung.

Ihre Ernährung ist weitgehend kohlenhydratbasiert (72 Prozent) und enthält nicht verarbeitete Kohlenhydrate und viele Ballaststoffe aus Kochbananen, Maniok, Mais, Nüssen und Früchten. Eiweiß stellt 14 Prozent ihrer Diät dar und stammt aus Fleisch und Fisch. Die Diät ist sehr fettarm. Der Fettanteil beträgt 14 Prozent am Tag.

So lebt das gesündeste Volk der Welt

Während die Bevölkerung in Industrieländern mehr als die Hälfte des Tages (54 Prozent) im Sitzen verbringt, ist das gesündeste Volk der Welt nur an 10 Prozent des Tages inaktiv. Ihr Lebensstil ist von Jagd, Fischerei und Landwirtschaft geprägt, wobei die Männer durchschnittlich 6-7 Stunden des Tages körperlich aktiv sind, die Frauen 4-6 Stunden. Darüber hinaus ist das Rauchen wenig verbreitet.

In der Beobachtungsstudie besuchten die Forscher 2014 und 2015 insgesamt 85 Tsimane-Dörfer. Sie maßen das Risiko von Herzkrankheiten, indem sie mit CT-Scans der Herzen von 705 Erwachsenen (Alter 40 bis 94 Jahre) das Ausmaß der Verhärtung der koronaren Arterien feststellten. Außerdem dokumentierten sie Gewicht, Alter, Herzfrequenz, Blutdruck, Cholesterin- , Blutzucker- und Entzündungswerte. 

85 Prozent hatten kein Risiko für Herzerkrankungen

Herzfrequenz, Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker waren gerig. Auf der Grundlage ihres CT-Scans hatten fast neun von 10 der Tsimane-Leute (596 von 705 Personen, 85 Prozent) kein Risiko für Herzerkrankungen, 89 (13 Prozent) hatten ein geringes Risiko und nur 20 Personen (3 Prozent) haten ein moderates oder hohes Risiko. Selbst in höherem Alter hielten sich die guten Ergebnisse: fast zwei Drittel (65 Prozent) der über 75-Jährigen wiesen so gut wie kein Herz-Risiko auf, 8 Prozent hatten ein mäßiges oder hohes Risiko.

Die Hälfte der Tsimane-Population (51 Prozent) wies ein erhöhtes Entzündungsniveau auf. Entzündungen sind an sich mit einem erhöhten Risiko von Herzerkrankungen verbunden, sagte Prof. Randall Thompson, Kardiologe vom Saint Luke Mid America Heart Institute. Bei dem Stamm war das nicht der Fall, die Entzündungswerte sind hier wohl das Ergebnis zahlreicher Infektionen, die die Tsimane durchmachen.

Auch Lebensstil der Tsimane könnte sich ändern

Im Vergleich dazu stellte eine US-Studie von 6.814 Personen (Alter 45 bis 84 Jahre) fest, dass nur 14 Prozent, der Amerikaner nach einem CT-Scan kein Risiko für Herzerkrankungen aufwiesen und die Hälfte (50 Prozent) ein moderates oder hohes Risiko. Die wichtigsten Risikofaktoren für Herzerkrankungen sind Alter, Rauchen, hoher Cholesterinspiegel, hoher Blutdruck, körperliche Inaktivität, Fettleibigkeit und Diabetes.

Fazit der Forscher: Obwohl der Tsimane-Lebensstil sich sehr von dem der heutigen Gesellschaft unterscheidet, seien Elemente davon übertragbar und könnten dazu beitragen, das Risiko von Herzerkrankungen zu reduzieren. Doch auch Lebensstil und Ernährung der Tsimanr könnten sich langfristig wandeln: „In den letzten fünf Jahren haben neue Straßen und die Einführung von motorisierten Kanus den Zugang zur nahe gelegenen Marktgemeinde drastisch erhöht, wo Zucker und Speiseöl eingekauft werden kann“, so Dr. Ben Trumble von der Arizona State University.

Foto: gustavofrazao/fotolia.com

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