Senföle: Antibiotika-Alternative aus der Natur

Scharfer Stoff: Senföle aus Meerrettichwurzel und Kapuzinerkresse bekämpfen natürlich, aber trickreich bakterielle Erreger. Bei unkomplizierten Harnwegs-Infektionen wie Blasenentzündungen können sie eine pflanzliche Alternative zu Antibiotika sein.
Druckschmerzen im Unterleib, häufiger Harndrang mit geringen Urinportionen, Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, Blasenkrämpfe: Dies sind typische Symptome einer Blasenentzündung. Diese meist harmlose, aber sehr unangenehme Infektionskrankheit tritt sehr häufig auf – betroffen sind in erster Linie Frauen. Mehr als die Hälfte aller Frauen bekommt mindestens einmal in ihrem Leben eine Blasenentzündung. Bei fünf bis zehn Prozent treten Blasenentzündungen wiederholt auf.
Antibiotika bei Blasenentzündung: Standard mit Unsicherheiten
Standardtherapie bei einer unkomplizierten Blasenentzündung ist die Verordnung von Antibiotika. Sie können die Beschwerden innerhalb von ein bis drei Tagen zuverlässig lindern und beseitigen die Entzündung, indem sie die Bakterien abtöten. Trotzdem ist die Therapie ein Balanceakt mit ungewissem Ausgang: Je kürzer, desto schonender für den Körper, aber desto größer die Gefahr, dass die Blasenentzündung wiederkehrt. Je länger, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Infektion zwar beseitigt ist, aber die typischen Nebenwirkungen durchschlagen: Magen-Darm-Probleme oder Pilzinfektionen.
Jede dritte Frau will bei Blasenentzündung Antibiotika vermeiden
Weil die Gabe von Antibiotika sparsam erfolgen sollte, damit sie auf die Dauer nicht ihre Wirkung verlieren, und bei häufigem Gebrauch oder nicht strikt verordnungsgemäßem Gebrauch die Gefahr von Nebenwirkungen und Resistenz-Bildungen droht, steht eine wachsende Anzahl Verbraucher Antibiotika skeptisch gegenüber. Jede dritte Frau möchte einer Studie zufolge bei einer unkomplizierten Blasenentzündung gerne auf ein Antibiotikum verzichten.
Experten raten zu zurückhaltendem Einsatz von Antibiotika
„Die besorgniserregende Entwicklung von Bakterienresistenzen gegen über Antibiotika ist eine der großen und globalen medizinischen Herausforderungen unserer Zeit", heißt es in einer Information der CGC Cramer Gesundheits-Consulting GmbH, Eschborn. „Der Fachbereich Urologie ist von der Resistenzproblematik in besonderem Maße betroffen." Immer mehr Experten rieten daher zu einem zurückhaltenden Einsatz von Antibiotika auf, um diese wichtige Arzneistoffgruppe für ernste und bedrohliche Erkrankungen zu bewahren.
Senföle:„Vergleichbare antibiotische Wirkung zur Standardtherapie"
In den Fokus geraten dabei auch pflanzliche Arzneimittel, bei denen eine vergleichbare antibiotische Wirkung zur Standardtherapie gezeigt werden konnte. Ein Beispiel dafür sind Kombipräparate, die Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich enthalten. Eine jetzt in der Fachzeitschrift „Der Urologe" veröffentlichte Studienanalyse bestätigt: Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich besitzen ein ausgeprägtes antibakterielles und entzündungshemmendes Wirkspektrum, das sich zur antibiotikafreien, aber effektiven Behandlung bei akuten und wiederkehrenden Blasenentzündungen eignet. „Die Senfölkombination bietet auch die Möglichkeit, den Antibiotikagebrauch zu reduzieren und damit die Resistenzgefahr zu verringern", sagt Winfried Vahlensieck, Chefarzt der urologischen Fachklinik der Kurpark-Klinik Bad Nauheim und Autor der Großstudie.
Senföle: Universalwirkstoff gegen Blasenentzündung
Senföle aus den scharfen Gemüsepflanzen Meerrettichwurzel und Kapuzinerkresse besitzen verschiedenen Qualitäten, die sie in die Lage versetzen, den Antibiotika Konkurrenz zu machen. Sie hemmen trickreich das Kommunikationssystem von Bakterien und damit die Bildung von Biofilmen, mit denen sich Keime ihrerseits trickreich vor Antibiotika zu schützen versuchen. Diese Filme werden für wiederkehrende Infekte und Resistenzentwicklungen verantwortlich gemacht. Arzneimittel aus Kapuzinerkresse und Meerrettich werden inzwischen in der offiziellen Therapie-Leitlinie bei „unkomplizierten Harnwegsinfektionen“ und wiederkehrenden Blasenentzündungen empfohlen: als neue Behandlungsstrategie – gleichberechtigt neben Antibiotika.
Rückfallquote deutlich geringer als bei Antibiotika-Gabe
Als eine Besonderheit der Senföl-Kombination gilt: Wegen der Vielschichtigkeit ihrer Wirkung wird es Bakterien deutlich erschwert, Resistenzmechanismen zu entwickeln. Eine andere Studie ergab, dass diese Pflanzenarznei die Rückfallquote bei Blasenentzündungen signifikant verringern kann. Die Rückfallquote ist eine der großen Unsicherheiten in der konventionellen Behandlung.
Weitere Untersuchungen zeigen, dass die Senföle auch das Eindringen von Escherichia-coli-Bakterien, dem Hauptauslöser von Blasenentzündungen, in die Zellen der Blaseninnenwand hemmen. „Das spricht für den Einsatz der scharfen Pflanzenstoffe bei ständig wiederkehrenden Blasenentzündungen“, heiß es in der CGC-Information weiter. „Denn es wird vermutet, dass die Rückfälle durch eine Bakterienbesiedlung der Zellen in der Blaseninnenwand hervorgerufen werden.“
Blasenentzündung: Warum es vor allem Frauen trifft
Dass vor allem Frauen von Blasenentzündungen betroffen sind, hat vielschichtige Gründe. Ein wichtiger ist die weibliche Anatomie. Die Erreger der Blasenentzündung, die Kolibakterien, gelangen meist aus der nahe gelegenen Analregion in den Intimbereich. Weil die Harnröhre der Frau kürzer ist, können die Erreger schneller in die Blase hinaufwandern als beim Mann und die schmerzhafte Entzündung auslösen.
Betroffen von der Blasenentzündungen können Frauen jedes Alters sein: Sexuell besonders aktive Frauen, weil der nahe an der Scheidenöffnung gelegene Ausgang der Harnröhre beim Sex mechanisch gereizt wird. Junge Frauen, die die Pille nehmen: Hormonelle Verhütungsmittel mit geringem Östrogengehalt können die Blasenschleimhaut austrocknen lassen, Bakterien können sich leichter ansiedeln. Und schließlich Frauen in oder nach den Wechseljahren, bei denen sich die schützende Dichtungshaut der Harnröhre altersbedingt zurückbildet. Fieber tritt bei einer Blasenentzündung nicht auf. Fieber in Verbindung mit den obigen Symptomen weist immer auf die Beteiligung entweder der Nieren oder – beim Mann – der Prostata hin.
Foto: obs/CGC Cramer-Gesundheits-Consulting GmbH/© Thomas Weidner